Sonntag, 15. Februar 2009

Capoeira, oh ho ho!

Und da bin ich wieder. Nach langer Zeit wieder einmal eine kleine Geschichte aus dem großen Brasilien. Aber erst einmal: Was ist in der Zwischenzeit passiert?
-In den Ferien bin ich noch zwei weitere Male verreist:
1) nach Sao Paulo und Bertioga, das ist ein Strand dort in der Nähe.
Wir haben zuerst meinen Gastbruder Bruno am Flughafen verabschiedet. Er ist inzwischen in Schweden, wo er erst wirklich schlimmes Heimweh hatte, was sich aber jetzt stark gebessert hat, es gefällt ihm richtig gut drüben in der Kälte.
Nach dem wir ihm am Flughafen eine schöne Reise gewünscht haben, ging es dann wie gesagt nach Bertioga, wo es aber vor allem geregnet hat, was auch schon der zentrale Punkt dieses Urlaubs war. Nicht dass es mir nicht gefallen hätte, es war wirklich schön am Strand zu joggen, bei Regen (keine Ironie!).
2) Die zweite Reise ging zu den Thermas da Olympia, ein Aquapark circa 3 Stunden von hier. Diesmal hatten wir mehr Glück mit dem Wetter, und den ganzen Tag wahnsinnig hohe und steile Rutschen zu rutschen macht wirklich Spaß.
-Auch wenn ich nicht gerade am Brasilien kennen lernen war, hatte ich doch wunderschöne Sommerferien hier mit vielen Freunden und langen Nächten. Ich habe in den gesamten Ferien an zwei Tagen vor drei Uhr nachts geschlafen. Abgesehen von den Reisen.
-Leider hat die Schule wieder angefangen, nachdem ich jetzt ja aber auch fast die Hälfte meines Austausches Ferien hatte.
-Ich werde jetzt Schlagzeugunterricht nehmen. Beziehungsweise ich hatte bereits eine Stunde und werde es fortsetzten, da die Schule wirklich sehr gut ist.
-Inzwischen fühle ich mich wirklich sicher in der Sprache. Ich kann natürlich nicht alle Wörter und verstehe auch nicht alles, aber wenn ich mich mit einem Erwachsenen unterhalte, der weiß dass ich kein Muttersprachler bin kann ich mich über alles unterhalten.

Ich glaube das sind die Neuigkeiten die so vorgefallen sind. Jetzt aber zum Eigentlichen, Capoeira.
Capoeira ist ein brasilianischer Kampf-Tanz-Sport, der vor allem im Norden, in Bahia praktiziert wird. Hier habe ich ein sehr gutes Video auf YouTube gefunden, dass etwas über Capoeira erklärt. Eine etwas ältere deutschsprachige Dokumention.
Auf jeden Fall wurde ich von einer Freundin eingeladen, mir eine Capoeirarunde hier einmal an zugucken und ein bisschen zu lernen. Wir (drei Freundinnen, Mutter, ich) sind also dort hin.
Als wir reinkamen, spielten die Schüler gerade auf den typischen Instrumenten. In dem Video wird auch einiges darüber erklärt, wie die Instrumente aussehen und gespielt werden, welche Rolle sie spielen usw. Ich will alles genau beschreiben, das Video macht es da besser(Video).
Auf jeden Fall aber wir erstmal circa eine Viertel Stunde die Musik gehört, sehr rhythmusbasiert und mit lauten, tranceartigen Gesängen. Ein einzelner Sänger singt die Strophen, die anderen wiederholen einen einfachen Zwischenruf.
Nachdem sie ihre Instrumente weggeräumt hatten und die Stühle an den Rand gestellt, sollte ich zu ihnen in einen Hock-Kreis kommen. Wir haben uns an den Händen genommen und "Gott unabhängig von der Religion" gepriesen und gedankt. Das lässt wahrscheinlich das lockere Klima erahnen, dass in der Schule herrschte, alle waren total diszipliniert am trainieren, aber nie verbissen, sondern mit einer positiven Einstellung.
Danach ging es ans Aufwärmen. In der Hocke durch den Raum springen, und das (Achtung) ohne die Beinmuskeln zu nutzen. Nur mit den Fußmuskeln. Wer eine Idee haben will, wie anstrengend das ist, einfach eine Weile nach versuchen.
Danach hat der Lehrer, den anderen eine Übung vorgemacht, und mir dann, während die Schüler sich in komplexen Bewegungen über den Boden bewegten, den Basisschritt erklärt.
Nach einer Weile haben sich auch sich auch meine Freundinnen zu mir gesellt, und wir alle haben fleißig getanzt. Dabei sollten wir die Augen immer auf dem Plastikstuhl haben, den der Meister vor uns platziert hatte: Ein Symbol für den Gegner.
Wenn wir dann einen Bewegungsablauf gelernt hatten, kam der nächste dran, die und es wurde zunehmend komplexer. Auch wenn die Bewegungen langsam waren, war es doch ziemlich schwierig, alles zu beachten:
In die Knie, Hände links auf den Boden, linkes Bein nach rechts strecken, dann mit dem Rechten drüber steigen, und mit dem linken einen langsamen Tritt über den auf dem Rücken liegenden Stuhl. Aufstehen, zwei Standartschritte und dann das gleiche auf der Rechten Seite. Und dabei nie die Augen von dem Stuhl nehmen. Heute war zudem nicht einer dieser kühlen Tage, sondern eine Wahnsinnshitze und es gab keine Klimaanlage im Raum. Auch wenn ich mich in letzter Zeit öfters sportlich betätige, nicht nur Fußball sondern auch joggen, habe ich mit ziemlicher Sicherheit noch nie so geschwitzt wie heute. Als wir nach ein einhalb Stunden die Treppe runtergingen, musste ich wirklich aufpassen, da meine Beine gezittert haben vor Anstrengung. Lange in der Hocke zu sein beansprucht anscheinend einen Muskel, den man bei Sport in normaler Höhe nicht braucht.
Als ich dann wieder zu Hause war habe ich dann auch nicht mehr beim Fußball mitgespielt, sondern einfach nur zu geguckt. Bis es dann so gegen Acht Uhr total zugezogen ist, und ein richtig starker Regen begonnen hat.
Es regnet und gewittert immer noch über Prudente, und mit einem wahnsinns Muskelkater werde ich mich jetzt also schlafen legen,

Beijos e Abracos, Falo!!