Samstag, 27. Dezember 2008

Die Festtage

Frohe Weihnachten euch allen!

Viele Grüße aus dem regnerischen Sommer Minas Gerais, wo ich die Feiertage verbringe. Hier bin ich mit meiner ersten Gastfamilie.
Zwischen all den Familienbesuchen habe ich jetzt Zeit gefunden, mich kurz von dieser Seite der Welt zu melden. Mein Bruder faulenzt fernsehend in der Hängematte hinter mir, meine Tante ist zu Besuch und das Leben lebt so vor sich hin.
Ich möchte also ein bisschen über meine Tage hier erzählen:

Am 23. bin ich um 5.30 aufgestanden, um dann von circa 6.30 bis 20.00 im Auto zu sitzen. Die Reise in den Nachbarstaat. NACHBAR.

Nun, wir sind angekommen, und nach einem kleinen Essen mit Grossmutter, Tanten und Cousinen und etwas Fernsehen ging es dann ins Bett.
Der 24. Dezember war ziemlich ruhig. Ich konnte mich von der Reise erholen, und habe dann auch schon ein paar Geschenke, 2 schicke T-shirts, bekommen.
Am 22. hatte ich von meiner zweiten Gastfamilie auch schon Geschenke bekommen, ich würde sie ja vor dem neuen Jahr nicht wieder sehen. Ich bekam - 2 schicke T-shirts.

Nun, zurück zum Weihnachtsabend. Den Tag haben wir mit Shoppingcenter, einem Besuch bei meiner Tante und Fernsehen verbracht. Am Abend habe ich dann über Skype zu Hause in Deutschland angerufen und mich mit vielen Personen meiner Familie unterhalten.
Es war ein sehr fröhliches Gespräch, und einige Stimme hatte ich seit dem Tag meiner Abreise nicht mehr gehört!
Gleichzeitig chattete meine Gastfamilie mit Guilherme, der im Moment ja in Ungarn ist.

Danach bin ich dann ein bisschen traurig (aber nur ein bisschen) geworden. Es war einfach nicht Weihnachten! Wenn man nach draußen sah, sah man Weihnachtsmänner, Lichterketten und viele andere Arten von Dekor, aber es fühlte sich einfach nicht nach Weihnachten an. Weihnachten braucht die eigene Familie, die eigenen Traditionen, sonst ist es einfach nicht Weihnachten.

Um 21.00 sind wir dann zu dem Apartment meiner Tante gefahren. Es gab dort ein Weihnachtsfestessen mit vielen Familien, die dort im Pregio (Hochhaus) wohnten. Nun, wie Weihnachten schien das nicht. Eher wie eines der normalen Chuchascos, man lernt viele neue Leute kennen, sitzt rum, isst und trinkt gut.
Beim Skypen haben meine Eltern oft gefragt, wann wir denn Essen würden, und was es geben würde. Die Antwort: Essen gab es circa um 01.00 des 25.12, es gab ein großes Festmahl mit Reis, Huhn und der obligatorischen Bohnensoße. Danach köstlichen Nachtisch.

Wir hatten beschlossen, die Geschenke erst am nächsten Morgen zu übergeben, im Kreise der Familie. Und so öffnete ich dann, als wir uns morgens im Zimmer meiner Eltern versammelt hatten, die glitzernden Packungen von weiteren schicken Shirts, und - einem Handy!
Ich hatte ja sonst immer ein antikes Telefon, und vor allem hier in Brasilien hatte es noch nachgelassen. Ab und zu wurde der Bildschirm schwarz, wechselte die Beleuchtung von Negativ auf Positiv (also so, dass schwarz weiß wird, alle Farben kehren sich um), etc. Ich hatte mich daran gewöhnt, aber über ein neues, und wirklich schmuckes Handy habe ich mich trotzdem gefreut.
Am Nachmittag ging es dann zu einem anderen Festessen, die Familie meines Schwiegeronkels, wo ich einige nette Sitten und Spiele beobachten konnte. Wieder gab es gutes Essen.
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Diesen Teil des Posts habe ich am 26. geschrieben. Hier jetzt die Fortsetzung.
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Danach haben wir noch einen Tag in der Stadt verbracht, und sind am 27. nach Bela Horizonte aufgebrochen. Dort hat eine Cousine ein Apartment. Wir lebten also dort in einem schon recht alten Hochhaus, direkt im Zentrum und nah an den dortigen Regierungsgebäuden gelegen. Von dort aus haben wir Ausflüge in historische Dörfer und Kirchen unternommen, was mir sehr gefallen hat.
Ganz besonders war Ouro Preto. Die Stadt ist 300 Jahre alt, was für Brasilien viel ist.
Zu sehen gab es vor allem die Werke des Künstlers Aleijadinho zu sehen, der vor allem Kirchen ausgestattet hat.
Auch bekannt ist Minas Gerais,vor allem Ouro Preto, für die wertvollen Steine, die es dort zu finden gibt, Gold, Silber, und alle möglichen Kristalle. Minas Gerais heißt übersetzt ja auch "Minen im generellen", was also durchaus Sinn ergibt.
Am 31.12 des letzten Jahres haben wir dann Abends recht wenig gemacht. Von den Tagesausflügen waren wir alle etwas geschafft, und dazu kam ein furchtbarer Tropensturm, der über Bela Horizonte wütete. Man sah Autos die im Wasser, mitten auf der Straße stecken blieben etc.
Gegen Zehn verließen wir aber trotzdem das Haus, wir wollten zu einem See in der Stadt fahren, wo wohl viele sein würden. Nach ein einhalb Stunden in der Stadt herumkurven hatten wir es gefunden. Bela Horizonte ist nämlich eine Art urbanes Labyrinth, der Weg an sich waren bloß 10 Minuten, der Rest war Suche.
An dem See, wo wir gegen 23.50 eingetroffen waren, waren wirklich eine Menge Leute. Im nahen Stadion feierte die Kirche eine Großveranstaltung. Um Mitternacht begann dann ein schönes Feuerwerk, und der riesige elektrische Weihnachtsbaum in der Seemitte steuerte ein paar Weihnachts und Silvesteranimationen bei.
Anders an diesem Silvester war vor allem, dass keiner eigenes Feuerwerk dabei hatte, obwohl es sich hier das ganze Jahr über erwerben lässt. Es gab nur das große, organisierte Feuerwerk.
Um Ein Uhr war ich dann im Bett, am nächsten Tag ging es zurück nach Presidente Prudente.
Soweit der Bericht von den Festtagen, alles in allem muss ich zugeben, dass dies die Zeit ist, die ich am liebsten in Deutschland verbracht hätte, dort gefallen mir diese Feste besser.
Die nächsten Tage will ich dann versuchen, noch ein paar Berichte über die große Reise zu schreiben, aber auch ein Ferientag ist auf einmal furchtbar voll mit Unternehmungen!

Sonntag, 14. Dezember 2008

Ich bin back so als wäre ich grad wieder gekommen!

Hallo alle zusammen!
Nach langer Sendepause mal wieder eine Meldung von mir, ich bin vor 3 Tagen von der Grande Viagem wieder gekommen, und es gibt so viel zu berichten, so viel zu erwähnen, das passt alles leider garnicht in einen Eintrag, und außerdem habe ich im Moment auch gar nicht die Zeit so viel zu schreiben.
Also:
Die Reise war einfach fantastisch, und ist wohl perfekt verlaufen. Jeder Ort, den wir gesehen haben, hatte seine ganz speziellen Eigenheiten, und ich habe erst richtig begriffen, wie groß und vielfältig Brasilien ist. Ich war im Amazonas, an den Stränden im Nordosten und in Rio de Janeiro, ich habe Piranhas geangelt, Krokodilfleisch probiert, in Hängematten geschlafen, ich habe gigantische Tropfsteinhöhlen gesehen und bin mit Fischen geschnorchelt, habe mit Händlern auf dem Mercado Modelo gefeilscht, ich war auf dem Zuckerhut und an der Copacabana, ich kann bezeugen wie schön die Mädchen von Ipanema sind und noch vieles mehr!
Damit ich auch nicht zu viel unerwähnt lasse, will ich also zu jedem der acht Reise Abschnitte einen Text schreiben, damit ich alles erzählen kann und dabei nicht so ewig lange Blogeinträge schreibe!
Außerdem habe ich am Freitag, dem Tag meiner Rückkehr, auch gleich die Gastfamilie gewechselt. Jetzt lebe ich bei Liliane und Darci, die passenderweise Anwältin und Richter sind.
Ich habe hier zwei Gastbrüder, den älteren Bruno, der im Januar für ein Jahr nach Schweden gehen wird, und den jüngeren Daniel.
Meine Familie hier ist ziemlich religiös, das heißt ich war jetzt in meinen drei Tagen hier schon zwei mal in der Kirche. Natürlich sind sie katholisch, und so habe ich jetzt die Chance, auch mal den katholischen Glauben etwas besser kennen zu lernen!
Was außerdem anders ist, ist dass wir jetzt in einem so genannten "Condominium" leben. Das hat in sofern etwas mit Condomen zu tun, als dass es eine Art Schutz ist:
Eine bewachte Nachbarschaft, mit Eingangskontrolle, elektrischem Zaun etc.
Das klingt für ein deutsches Ohr wahrscheinlich befremdlich, aber da bei meiner Gastfamilie in den letzten beiden Monaten zwei Mal eingebrochen wurde, da sie keinen meterhohen Zaun vor dem Haus haben, versteht man warum es Condominiums gibt.
Nun, hier drinnen gefällt es mir auf jeden Fall sehr gut, man kann Abends ewig auf der Straße bleiben, und es ist auch immer was los! Gestern haben wir bis halb 4 Poker gespielt, ansonsten hocken wir einfach einen leckeren kalten Tee trinkend auf der Straße. Vor vier bin ich hier noch nicht ins Bett gekommen!
Alles in allem bin ich mit meiner zweiten Gastfamilie also sogar etwas glücklicher als mit der ersten, auch wenn ich dort ja auch nicht gerade gelitten habe.
Das soll für heute aber auch reichen, wie gesagt melde ich mich mit mehr Einzelheiten über die Reise noch mal!
Viele Grüße an alle die das hier lesen, Robert