Samstag, 27. Dezember 2008

Die Festtage

Frohe Weihnachten euch allen!

Viele Grüße aus dem regnerischen Sommer Minas Gerais, wo ich die Feiertage verbringe. Hier bin ich mit meiner ersten Gastfamilie.
Zwischen all den Familienbesuchen habe ich jetzt Zeit gefunden, mich kurz von dieser Seite der Welt zu melden. Mein Bruder faulenzt fernsehend in der Hängematte hinter mir, meine Tante ist zu Besuch und das Leben lebt so vor sich hin.
Ich möchte also ein bisschen über meine Tage hier erzählen:

Am 23. bin ich um 5.30 aufgestanden, um dann von circa 6.30 bis 20.00 im Auto zu sitzen. Die Reise in den Nachbarstaat. NACHBAR.

Nun, wir sind angekommen, und nach einem kleinen Essen mit Grossmutter, Tanten und Cousinen und etwas Fernsehen ging es dann ins Bett.
Der 24. Dezember war ziemlich ruhig. Ich konnte mich von der Reise erholen, und habe dann auch schon ein paar Geschenke, 2 schicke T-shirts, bekommen.
Am 22. hatte ich von meiner zweiten Gastfamilie auch schon Geschenke bekommen, ich würde sie ja vor dem neuen Jahr nicht wieder sehen. Ich bekam - 2 schicke T-shirts.

Nun, zurück zum Weihnachtsabend. Den Tag haben wir mit Shoppingcenter, einem Besuch bei meiner Tante und Fernsehen verbracht. Am Abend habe ich dann über Skype zu Hause in Deutschland angerufen und mich mit vielen Personen meiner Familie unterhalten.
Es war ein sehr fröhliches Gespräch, und einige Stimme hatte ich seit dem Tag meiner Abreise nicht mehr gehört!
Gleichzeitig chattete meine Gastfamilie mit Guilherme, der im Moment ja in Ungarn ist.

Danach bin ich dann ein bisschen traurig (aber nur ein bisschen) geworden. Es war einfach nicht Weihnachten! Wenn man nach draußen sah, sah man Weihnachtsmänner, Lichterketten und viele andere Arten von Dekor, aber es fühlte sich einfach nicht nach Weihnachten an. Weihnachten braucht die eigene Familie, die eigenen Traditionen, sonst ist es einfach nicht Weihnachten.

Um 21.00 sind wir dann zu dem Apartment meiner Tante gefahren. Es gab dort ein Weihnachtsfestessen mit vielen Familien, die dort im Pregio (Hochhaus) wohnten. Nun, wie Weihnachten schien das nicht. Eher wie eines der normalen Chuchascos, man lernt viele neue Leute kennen, sitzt rum, isst und trinkt gut.
Beim Skypen haben meine Eltern oft gefragt, wann wir denn Essen würden, und was es geben würde. Die Antwort: Essen gab es circa um 01.00 des 25.12, es gab ein großes Festmahl mit Reis, Huhn und der obligatorischen Bohnensoße. Danach köstlichen Nachtisch.

Wir hatten beschlossen, die Geschenke erst am nächsten Morgen zu übergeben, im Kreise der Familie. Und so öffnete ich dann, als wir uns morgens im Zimmer meiner Eltern versammelt hatten, die glitzernden Packungen von weiteren schicken Shirts, und - einem Handy!
Ich hatte ja sonst immer ein antikes Telefon, und vor allem hier in Brasilien hatte es noch nachgelassen. Ab und zu wurde der Bildschirm schwarz, wechselte die Beleuchtung von Negativ auf Positiv (also so, dass schwarz weiß wird, alle Farben kehren sich um), etc. Ich hatte mich daran gewöhnt, aber über ein neues, und wirklich schmuckes Handy habe ich mich trotzdem gefreut.
Am Nachmittag ging es dann zu einem anderen Festessen, die Familie meines Schwiegeronkels, wo ich einige nette Sitten und Spiele beobachten konnte. Wieder gab es gutes Essen.
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Diesen Teil des Posts habe ich am 26. geschrieben. Hier jetzt die Fortsetzung.
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Danach haben wir noch einen Tag in der Stadt verbracht, und sind am 27. nach Bela Horizonte aufgebrochen. Dort hat eine Cousine ein Apartment. Wir lebten also dort in einem schon recht alten Hochhaus, direkt im Zentrum und nah an den dortigen Regierungsgebäuden gelegen. Von dort aus haben wir Ausflüge in historische Dörfer und Kirchen unternommen, was mir sehr gefallen hat.
Ganz besonders war Ouro Preto. Die Stadt ist 300 Jahre alt, was für Brasilien viel ist.
Zu sehen gab es vor allem die Werke des Künstlers Aleijadinho zu sehen, der vor allem Kirchen ausgestattet hat.
Auch bekannt ist Minas Gerais,vor allem Ouro Preto, für die wertvollen Steine, die es dort zu finden gibt, Gold, Silber, und alle möglichen Kristalle. Minas Gerais heißt übersetzt ja auch "Minen im generellen", was also durchaus Sinn ergibt.
Am 31.12 des letzten Jahres haben wir dann Abends recht wenig gemacht. Von den Tagesausflügen waren wir alle etwas geschafft, und dazu kam ein furchtbarer Tropensturm, der über Bela Horizonte wütete. Man sah Autos die im Wasser, mitten auf der Straße stecken blieben etc.
Gegen Zehn verließen wir aber trotzdem das Haus, wir wollten zu einem See in der Stadt fahren, wo wohl viele sein würden. Nach ein einhalb Stunden in der Stadt herumkurven hatten wir es gefunden. Bela Horizonte ist nämlich eine Art urbanes Labyrinth, der Weg an sich waren bloß 10 Minuten, der Rest war Suche.
An dem See, wo wir gegen 23.50 eingetroffen waren, waren wirklich eine Menge Leute. Im nahen Stadion feierte die Kirche eine Großveranstaltung. Um Mitternacht begann dann ein schönes Feuerwerk, und der riesige elektrische Weihnachtsbaum in der Seemitte steuerte ein paar Weihnachts und Silvesteranimationen bei.
Anders an diesem Silvester war vor allem, dass keiner eigenes Feuerwerk dabei hatte, obwohl es sich hier das ganze Jahr über erwerben lässt. Es gab nur das große, organisierte Feuerwerk.
Um Ein Uhr war ich dann im Bett, am nächsten Tag ging es zurück nach Presidente Prudente.
Soweit der Bericht von den Festtagen, alles in allem muss ich zugeben, dass dies die Zeit ist, die ich am liebsten in Deutschland verbracht hätte, dort gefallen mir diese Feste besser.
Die nächsten Tage will ich dann versuchen, noch ein paar Berichte über die große Reise zu schreiben, aber auch ein Ferientag ist auf einmal furchtbar voll mit Unternehmungen!

Sonntag, 14. Dezember 2008

Ich bin back so als wäre ich grad wieder gekommen!

Hallo alle zusammen!
Nach langer Sendepause mal wieder eine Meldung von mir, ich bin vor 3 Tagen von der Grande Viagem wieder gekommen, und es gibt so viel zu berichten, so viel zu erwähnen, das passt alles leider garnicht in einen Eintrag, und außerdem habe ich im Moment auch gar nicht die Zeit so viel zu schreiben.
Also:
Die Reise war einfach fantastisch, und ist wohl perfekt verlaufen. Jeder Ort, den wir gesehen haben, hatte seine ganz speziellen Eigenheiten, und ich habe erst richtig begriffen, wie groß und vielfältig Brasilien ist. Ich war im Amazonas, an den Stränden im Nordosten und in Rio de Janeiro, ich habe Piranhas geangelt, Krokodilfleisch probiert, in Hängematten geschlafen, ich habe gigantische Tropfsteinhöhlen gesehen und bin mit Fischen geschnorchelt, habe mit Händlern auf dem Mercado Modelo gefeilscht, ich war auf dem Zuckerhut und an der Copacabana, ich kann bezeugen wie schön die Mädchen von Ipanema sind und noch vieles mehr!
Damit ich auch nicht zu viel unerwähnt lasse, will ich also zu jedem der acht Reise Abschnitte einen Text schreiben, damit ich alles erzählen kann und dabei nicht so ewig lange Blogeinträge schreibe!
Außerdem habe ich am Freitag, dem Tag meiner Rückkehr, auch gleich die Gastfamilie gewechselt. Jetzt lebe ich bei Liliane und Darci, die passenderweise Anwältin und Richter sind.
Ich habe hier zwei Gastbrüder, den älteren Bruno, der im Januar für ein Jahr nach Schweden gehen wird, und den jüngeren Daniel.
Meine Familie hier ist ziemlich religiös, das heißt ich war jetzt in meinen drei Tagen hier schon zwei mal in der Kirche. Natürlich sind sie katholisch, und so habe ich jetzt die Chance, auch mal den katholischen Glauben etwas besser kennen zu lernen!
Was außerdem anders ist, ist dass wir jetzt in einem so genannten "Condominium" leben. Das hat in sofern etwas mit Condomen zu tun, als dass es eine Art Schutz ist:
Eine bewachte Nachbarschaft, mit Eingangskontrolle, elektrischem Zaun etc.
Das klingt für ein deutsches Ohr wahrscheinlich befremdlich, aber da bei meiner Gastfamilie in den letzten beiden Monaten zwei Mal eingebrochen wurde, da sie keinen meterhohen Zaun vor dem Haus haben, versteht man warum es Condominiums gibt.
Nun, hier drinnen gefällt es mir auf jeden Fall sehr gut, man kann Abends ewig auf der Straße bleiben, und es ist auch immer was los! Gestern haben wir bis halb 4 Poker gespielt, ansonsten hocken wir einfach einen leckeren kalten Tee trinkend auf der Straße. Vor vier bin ich hier noch nicht ins Bett gekommen!
Alles in allem bin ich mit meiner zweiten Gastfamilie also sogar etwas glücklicher als mit der ersten, auch wenn ich dort ja auch nicht gerade gelitten habe.
Das soll für heute aber auch reichen, wie gesagt melde ich mich mit mehr Einzelheiten über die Reise noch mal!
Viele Grüße an alle die das hier lesen, Robert

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Ein vollkommen normaler Freitag 2

Hier ist die Fortsetzung des letzten Eintrags. Ich komme erst jetzt dazu, da ich letztes Wochenende (bzw. seit Donnerstag morgen) in Curitiba war. Dazu werde ich noch einen Eintrag schreiben.

In der Schule haben wir dann die ersten beiden Stunden Physik. Zum ersten Mal wird das Thema Magnetismus angesprochen. In 10 Minuten hat der Lehrer erklärt, was ich in den Klassen 5-8 gelernt habe. Danach lernen wir, wie man die Anziehungskraft in Abhängigkeit von der Entfernung berechnet und noch eine ganze Menge ähnlicher Dinge.
Auf Physik folgt dann Geschichte - die ersten 10 Minuten höre ich Musik, während der Lehrer das Tafelbild anfertigt. Als er anfängt zu unterrichten, fange ich an, diesen Text hier vorzubereiten. Die anderen vertreiben sich die Zeit mit Radiergummischlachten. Nach 50 Minuten - ich habe mich auch ein bisschen an der Schlacht beteiligt - klingelt es zur Pause.
Ich drängle mich am Kiosk vor. Zu Beginn des Austauschs hab ich immer in der Schlange gewartet, und auch erst bestellt, wenn die Verkäufer mich an geguckt haben. Leider war dann "Pao de Queijo" (eine Teig-Käse Mischung, leicht erhitzt). Trotz des brasilianischen Anstehens ist Pao de Queijo diesmal auch schon ausverkauft, also kaufe ich bloß eine Dose Coca-Cola.
Diese Pause wird der Gewinner der Lotterie bekannt gegeben. Für 2$R konnte man ein Los mit der Chance auf einen I-Pod mini kaufen. Die 3. Klasse verkaufte die Lose, um ihre Abschluss Party zu finanzieren.
Nach der Pause gehts auf zur zweiten Hälfte der Geschichtsstunde. Es geht um Brasilien in der Zeit von 1898-1921. Anscheinend hat Krupp-Stahl damals irgendwelche Kanonen geliefert für interne Streitigkeiten, das Wahlkomitee hat die Wahlen gefälscht und Brasilien hat 3 - oder mehr - Soldaten in den ersten Weltkrieg geschickt (ich habe nicht alles Wort für Wort verstanden, der Lehrer lispelt).
Danach haben wir Redacao, was der Aufsatz-Schreibe-Part des Portugiesischunterrichts ist.
Die Klasse hasst dieses Fach, und die Lehrerin merkt das. Es passt wohl keiner auf. Abgesehen vielleicht von den 3 Leuten, die sogar die Hausaufgaben gemacht haben. Als die Lehrerin einen nach dem anderen fragt, ob er die Hausaufgaben hat, sorgt das für allgemeine Heiterkeit.
Noch 70 Minuten, und es ist Wochenende. Andrey (auf dem zu großen Foto oben auf der Seite im gelben Shirt mit Cappy) fliegt raus, da er versucht, die Radiergummischlacht fortzusetzen und außerdem die Hausaufgaben nicht hat, da er "sich das Knie gebrochen hat". Er erfindet jedesmal eine Ausrede dieser Art. Ich gebe ihm meinen I-Pod, damit er sich nicht so langweilen muss.
Freitag ist wohl der Tag der Woche, an dem ich am wenigsten verstehe, selbst wenn ich versuche zu zu hören. Bei Geschichte und Redacao scheitere ich.
Die Stunde vergeht wirklich langsam, aber schließlich geht sie doch zu Ende.
Wir gehen vor die Schule, um auf unsere Eltern zu warten. Es gibt ein heilloses durcheinander, da wirklich alle mit dem Auto abgeholt werden.
Meine Mutter kommt wie immer recht spät, wenn schon fast alle weg sind, da sie noch meinen Bruder abholen muss. Ich schätze, er wäre 5 bis 10 Minuten früher zu Hause, wenn er zu Fuß ginge.
An den großen Kreuzungen verkaufen meist schwarze Händler Kaugummis, Limonen, Erdbeeren oder Melonen. Schilder ermahnen einen, bettelnden oder Kunststücke vorführenden Kindern kein Geld zu geben.
Zu Hause gibt es Reis mit Bohnen, Kartoffelpüree und Fleisch, als Nachtisch esse ich einen köstlichen Pudding mit Caramelsauce, den es bei wirklich jedem Churasco (Grillfest) gibt.
Nach dem Essen fahren wir auf den "Mercado Popular", wo man zu geringen Preisen original Topmarken kaufen kann. In den winzigen Ständen (4m²) wird alles mögliche angeboten.
Für 13$R (~5€) kauft mein Bruder "Spore", ein Computerspiel, das in einem echten Geschäft in Europa 40€ kosten würde.
Zu hause vertreiben wir uns dann die Zeit fast ausschließlich vor TV, Computer und Co, ich spiele ein bisschen Schlagzeug, dusche und esse ein Maisgebäck, das typisch Mexikanisch ist: Frittierte Maismasse, mit Puderzucker und einer Kondensmilch Schokoladen Mischung. Die Idee, Mais mit Süßspeisen zu kombinieren, befremdet mich immer noch ein bisschen. Aber hier gibt es Maissaft, Maiseis und verschiedene andere Variationen.
Um 19.30 treffe ich mich mit Vivien, Signe, Keith, Lucky und Joao (Brasilianer). Übrigens heißen fast alle Brasilianer Victor, Guilherme, Joao oder Gustavo. Oft werden daher die Nachnamen als Spitzname benutzt.
Für 13$R gibt es in der Pizzaria No. 1 eine Pizza Rodizio (also so viel wie man kann). Zum Nachtisch gibt es Bananen und Schokoladenpizza.
Gegen 22.00 kommt Michelle an. Sie lebt in Primavera, einem Ort 3 Stunden entfernt. Ihre Gasteltern besuchen am Samstag einen Kongress hier und deshalb kommt sie heute mit uns mit.
Nach dem Essen gehen wir zu einem Kiosk, wo wir uns Getränke kaufen und uns auf der Terrasse hinsetzen. Als es anfängt zu regnen, entscheiden wir uns, dass wir ein Dach über dem Kopf haben wollen. Also machen wir uns auf zu einem Club, in dem sie heute "Oktoberfest" feiern. Nach 30 Metern machen wir an einer Tankstelle eine Pause, da irgendwer irgendwas kaufen will. Während dieser Pause fängt es allerdings an, richtig fies zu regnen. Wir stehen also in T-Shirts unter dem Vordach einer Tankstelle. Da der Wind sich dreht, müssen wir uns bald einen neuen Ort suchen. Wir rennen zu der Bushaltestelle 10 Meter weiter.
Das Wasser stürzt in einem 20 Zentimeter tiefen Bach am Straßenrand bergab, und es regnet mehr und mehr. Ein Auto sieht uns und wahrscheinlich vor allem die 2 blonden Mädchen. Was ist die Konsequenz? Richtig. Möglichst schnell und nah an uns vorbeifahren, durch genau diesen Bach. Wir sind alle total durchnässt. Wir rennen zum Kiosk zurück und unterhalten und dort noch bis 2 Uhr mit anderen Schutzsuchenden, trinken und trocken.
Als dann um 2 Uhr Langeweile aufkommt und Diskussionen anfangen, was zu machen sei, rufe ich meinen Vater an, damit er mich abholt.
Und damit: Gute Nacht!

Samstag, 11. Oktober 2008

Ein vollkommen normaler Freitag

Lieber Blog,
Es ist jetzt ja schon eine Ewigkeit her, dass ich mich einmal gemeldet habe. Ich will versuchten, da jetzt wieder etwas mehr Regelmäßigkeit rein zu bringen.
Inzwischen bin ich ja schon 3 Monate hier, und ziemlich im Alltag angekommen.
Deshalb will ich einfach mal einen typischen Tag beschreiben.
6.30Uhr: Mein Handywecker klingelt. Ich muss aufstehen. Ziemlich müde gehe ich ins Bad, während ich mich wasche beobachte ich ein paar Ameisen bei meinem Waschbecken, die irgendwo in der Ecke ihren Bau haben.
Ich ziehe mich für die Schule an (Lange Hose, Schul-T-Shirt) und gehe runter zum Frühstücken.
Meine Mutter - noch im Pyjama - deckt gerade auf, Toastbrot, Kuchen, Kekse, Melonen, lässt "Dick" (sprich: "Djickie"), unsern Hund, ins Haus und geht dann wieder ins Bett. Sie arbeitet vor allem Abends und bleibt deshalb bis 9 Uhr im Bett.
Ich nehme 4 Kekse, Kaffee und ein Stück Melone und dämmere, in Gedanken versunken, vor mich hin.
Mein Bruder kommt auch nach unten, seine Augen sind kaum mehr als Schlitze. Er hat gestern das Fußballspiel Palmeras - Santos gesehen, dass bis 23.30 lief, und ist entsprechend müde. Wir Frühstücken zusammen mit meinem Vater bis circa 7Uhr, putzen die Zähne, holen unsere Taschen und werden zur Schule gefahren.
Caios Schule ist nur 4 Block entfernt, die Fahrt dauert 2 Minuten. Meine Schule ist etwas weiter entfernt, alles in allem vielleicht 7 Minuten. Auf dem Weg sehen wir bereits die ersten Obdachlosen und Bettler, die sich ein paar Cents verdienen, in dem sie Altmetall und -Papier sammeln und es an Recycling unternehmen verkaufen.
Dann kommen wir auf die große Ausfallstraße. Wie viele Spuren sie hat, lässt sich nicht ganz feststellen. Manchmal fahren die Autos in einer Spur, mal zu zweit oder dritt nebeneinander her. Markierungen für Spuren gibt es nicht.

Anmerkung: Ich werde den zweiten Teil des vollkommen normalen Freitags nächste Woche posten. Ich habe ihn bereits vorgeschrieben, will aber den Post nicht zu lang werden lassen.
Was ich hier berichte, habe ich so alles nicht an einem Tag erlebt, es ist trotzdem sehr bezeichnend und könnte durchaus so passiert sein.

Sonntag, 31. August 2008

Ein Wochenende

Boa tarde,

ich hoffe dieser Eintrag wird wieder einmal etwas kürzer, ich will euch nur einen Einblick in mein alltägliches Wochenendsleben geben:
Am Freitag sind 5 von uns 7 Austauschschülern auf eine Geburtstagsparty gegangen. Ich kannte das Geburtstagskind nicht, aber sie ist eine Freundin von einem Mädchen aus meiner Klasse, so dass ich irgendwie eingeladen wurde.
Die Party war in Joao Paulo, einem so genannten Condominium, also einer gated community. Es war das erste mal, dass ich in so einer Anlage war und mehr als nur ein Haus gesehen habe.
Es ist wirklich umwerfend, wie groß die Häuser dort sind, und sie sind mit wirklich jedem Luxus ausgestattet. Ich glaube, ich habe in Deutschland noch nie ein so riesiges Haus gesehen, wie sie hier in Reihe standen: 3 teure Autos vor davor und eine riesige Tür als Eingang, natürlich sehr große, hoho Räume, eine Bar im Wohnzimmer, ein extra Fernsehzimmer, Beamer in der Veranda, und der Pool ist hier wohl obligatorisch.
In solch einer Umgebung habe ich also meinen Freitagabend (21.00 Uhr bis 3.00Uhr) verbracht. Mal wieder habe ich einige Leute kennengelernt und mich gut amüsiert.
Am Samstag waren wir auf dem 50. Geburtstag eines Bekannten. Die Fete stieg in einem angemieteten Saal, der komplett in weiß-rötlich gehalten war und sehr elegant dekoriert war. Das Essen war sehr gut (es gab unter anderem Sushi als Vorspeise), und auch die Stimmung stimmte, bloß das natürlich ich nicht all zu viel zu tun hatte. Ich kann mich eben noch nicht auf Portugiesisch unterhalten.
Erst im weiteren Verlauf habe ich dann noch ein paar Jugendliche kennengelernt und es wurde unterhaltsamer.
Nachdem wir dann heute bis circa 12.00Uhr geschlafen haben, sind wir raus auf die Farm von Freunden gefahren. Dort gab es dann Churasco (verschiedene Sorten gegrilltes Fleisch) zum Mittagessen, natürlich sehr lecker!
Danach sind wir dann durch den Garten spaziert, der einem Feld mit verschiedenen, exotischen Pflanzen gleichkam. Ich habe verschiedene Früchte probiert und leider die meißten Namen wieder vergessen. Dort wuchsen aber unter anderem Granatäpflel, Lemonen, Mango, Manga, Jaca und bestimmt noch 5 andere Sorten Tropischer Früchte.
Nun werde ich den Rest des Tages wohl zu Hause verbringen und mich auf das nächste Wochenende freuen.
Viele Grüße aus dem Land Gottes, Robert

Montag, 25. August 2008

Rotarymeeting 22-24 August

Hey ihr da drüben,
es wird Zeit sich mal wieder zu melden und aus meinem wundervollen Leben hier zu berichten!
Heute ist ein sehr fauler Tag, bis jetzt bin ich zur Schule gegangen und habe ansonsten nichts getan. Und das will ich zumindest heute auch nicht ändern, ich bin nämlcih trotz 10 Stunden Schlaf total müde. Und das liegt an meinem letzten Wochenende:
Am Freitag hatte ich schulfrei, da ich um 11.00Uhr mit ca. 20 anderen Austauschschülern zu einem Hotel aufgebrochen bin, um über mein Austauschjahr informiert zu werden. Dass das ein riesen Spaß sei, wurde mir schon von anderen gesagt, aber trotzdem hatte ich nie erwartet, dass es so toll werden würde!
Nun, es fing schon bei dem Bus an: Ich habe noch nie einen besseren Bus gesehen, mit Klimaanlage, topmodernen Fernsehern und vor allem: Bequemen Stülen. Das mag komisch klingen, aber es ist für mich das erstemal gewesen, dass man sich nach 4 Stunden nicht nur freut, auf zu stehen. Naja, nach erwähnten 4 Stunden unterhaltsamer Fahrt sind wir dann im Hotel angekommen. Auf der Homepage sieht es aus wie ein Paradies, ich empfand es aber eher wie die Kulisse eines Teenie-Horror Films nach dem Klischee "Gruppe Jugendlicher findet altes, verlassenes Hotel, macht eine Party und übertreibt und schläft dann - Doch sie ahnten ja nicht..." : Alles wirkte wie heruntergekommener Luxus, die breiten Straßen waren aufgebrochen und die hohen Palmen trocken. Aber es kommt ja nicht auf die äußeren Werte an!
Der restliche Freitag war nur zum ankommen und kennenlernen vorgesehen, und das ist auch alles, was wir getan haben: Nach dem Abendessen, das meinem Eindruck von dem gesamten Hotel entsprach, gab es um 21.00 Uhr eine Vorstellungsveranstaltung. Es entstanden die ersten Freundschaftsgruppen und einige blieben bis 3Uhr wach.
Am nächsten Tag mussten wir allerdings um 7 Uhr aufstehen, um dann nach einem Frühstück unser erstes "Meeting" abzuhalten: Ein Stuhlkreis zum Thema Austausch, wir haben über unsere Wünsche, Probleme und Erfahrungen gesprochen, und danach wurden wir noch ein wenig über die Verbote (Keine Drogen, kein Autofahren, der Rest der "D"s wird bis zu einem gewissen grad toleriert) aufgeklärt. Ich halte diese Sicht der Dinge für sinnvoll, wenn alle Brasilianer Alkohol trinken, sollte es auch mir in gewissen Maßen erlaubt sein (Zitat:"Solange der Alkohol nicht zum Inhalt des Austausches wird").
Nach dem Mittagessen mit der dazugehörigen Pause gab es dann "Meeting - Part two" es ging um die Rotary Brasilien Reise! Zuerst wurden wir über die Reisedaten informiert: 29 Tage, vom 9. November an! Danach wurden uns Clips von dem Trip vorgeführt, einen davon habe ich auf Youtube.com wiedergefunden: Der Clip von 2005 .
Guckt euch das Video an und erblasst vor Neid. Allerdings muss ich meine Eltern (also meine Deutschen Eltern) noch um Erlaubnis fragen. Wird aber schon. Hoffe ich :D
Nach diesen wirklich neugierig machenden Treffen war der offizielle Teil des Meetings abgeschlossen. Die restliche Zeit verbrachten wir mit baden gehen, Trampolin springen, Fussball spielen etc. Und es war so eine schöne restliche Zeit! Ich habe richtig viele total nette Menschen aus 9 Ländern kennen gelernt, wir haben viel gelacht und viel über uns erfahren. Wenn der Trip auch nur halb so gut wird wie dieses allereste Meeting, dann wird es ein Traum. Und der Trip wird wahrscheinlich ja sogar noch viel besser: Wenn wir zu der Reise antreten, kennen wir uns noch viel besser, wir haben mehr Zeit zusammen und sehen noch viel interessantere Orte.
Naja, nach diesem schönen Nachmittag ging es ja noch weiter: Am Abend war Festa de Junini angesagt, das ist eine Art Country-Fest, alle tragen karierte Hemden und Hüte und aufgemalte Bärte und tanzen und essen besonderes Essen und trinken eine Art Glühwein (1. D!). Die Stimmung war einfach nut toll, wir haben 2 oder 3 Stunden getanzt und dann, als um 24.00 die Musik aufhörte, haben sich alle in kleineren Gruppen irgendwo auf dem Gelände hingesetzt und sind noch lange wachgeblieben.
So war ich zum Beispiel mit einer Mexikanerin (mit der ich mich sehr gut verstehe, wir hatte schon den ganzen Tag zusammen verbracht), einer Kanadierin (sie ist auch sehr nett, allerdings ist ihr Englisch zu gut und schnell) und einem anderen Deutschen bis 3.oo Uhr in bequeme Decken gehüllt auf dem Trampolin. Wir haben über so ziemlich alles geredet ("Napping in front of germans", "Little, fluffy things","Being smart AND lazy"...und sogar sinnvolle Themen) und ich habe einige neue Worte gelernt. Es war wirklich ein schöner Abend und wir hatten so viel zu lachen!
Der Nächste morgen war dann ebenfalls zur freien Verfügung, wir sind wieder schwimmen gegangen und haben Businesscards (das deutsche Wort ist mir entfallen...) und Pins ausgetauscht und sind dann um 14.oo Uhr totmüde in den Buss gestiegen. Ja, das war mein Wochenende, und wie gesagt, es war einfach fantastisch, wunderschön, interessant, lustig. Toll. Und es hat Lust auf mehr (Mehr Brasilien, mehr Rotary, mehr Inbound-meetings) gemacht.

Montag, 18. August 2008

Brasilianische Freundlichkeit

So, bevor ich anfange, über die Leute hier zu berichten, erstmal etwas an alle meine Freunde in Deutschland: Ich mag euch alle. In diesem Text könnte ich euch vielleicht schlecht darstellen, aber damit beziehe ich mich auf die Zeit, bevor wir uns kannten. Ehrlich, ist keinesfalls böse gemeint :-)

Also. Ich bin jetzt ja schon auf den Tag 4 Wochen in Brasilien. Natürlich habe ich die Zeit nicht bloß an meine tollen Freunde in Deutschland gedacht, sondern auch einige Brasilianer kennengelernt.

Sollte ich das ganze Thema in einem Wort beschreiben, würde ich wohl ohne lange nach zu denken sagen:"Anders."
Zuerst einmal: Der physische Abstand bei Gesprächen ist hier viel kleiner, die Gesichter sind hier etwa 20cm entfernt, wenn man das zum ersten Mal erlebt, ist das etwas komisch. Und auch jetzt baue ich diese Nähe nicht von selbst auf, sondern "halte sie aus". Ich bin es eben noch nicht gewohnt.

Auch die Gestik ist viel aktiver, das Gesagte wird durch ausladendere Bewegungen verdeutlicht als ich sie aus Deutschland kenne. Die Gestik schließt aber auch- und das ist für mich der größte Unterschied- eine große Menge Körperkontakt mit ein.
Dazu eine kleine Geschichte: am 9. Tag meines Aufenthalts bin ich mit meinem Gastbruder, einer Deutschen, ihrer Schwester, ihrem "Freund" (dazu später mehr) und zwei weiteren Brasilianern, ein Junge und ein Mädchen, in eine ausgegangen.
Als wir dann um 24.00Uhr in der Schlange der Disko standen, sah ich zufällig, wie die beiden anderen Brasilianer sich unterhielten und der Junge zu Verdeutlichungzwecken die Hand des Mädchens nahm um irgendwas zu erklären. Naja, bloß losgelassen hat er sie dann eine ganze Weile nicht, nachdem er fertig verdeutlicht hatte. Da die beiden sich schon den ganzen Abend unterhielten, dachte ich mir, dass sich da wohl noch etwas entwickeln würde und teilte auch genau das der anderen Deutschen mit. Es hat sich bloß nie etwas entwickelt, und das war auch nicht weiter verwunderlich.

Ich hatte einfach alles vollkommen falsch interpretiert, was in Deutschland ganz klar eine Anmache ist (Händehaltend unterhalten, Streicheln etc., aber eben auch Hand auf den Hintern bei der Begrüßung), ist ganz einfach ganz normale Umgangsform.
Mit dem Gesprächsinhalt verhält es sich ähnlich. Es gibt soweit ich das sehe kaum Sachen, über die man nicht bei einer ersten Begegnung reden kann.

So habe ich zum Beispiel am Freitag mit einem Klassenkameraden ein wirklich langes Gespräch über Fernbeziehungen etc geführt (seine Freundin lebt in Sao Paulo, 7 Stunden entfernt. Am Wochenende kommt sie aber wegen ihrer Familie oft hierher. Freilich ist das nichteinmal der Anfang der Details, die ich natürlich nicht weitererzähle...).
Hier scheint jeder alles über jeden wissen zu dürfen, es ist keinesfalls peinlich oder zu intim zu fragen oder ehrlich und ausführlich zu antworten. Ich finde das sehr angenehm, wenn man ein Problem hat, kann man sich wohl ziemlich jedem anvertrauen, und das würde ich von Deutschland nicht sagen. Oder würde irgendjemand, wenn er zufällig jemanden kennenlernt, sofort offen über Beziehungsprobleme sprechen? Warum eigentlich nicht?

Genau das gleiche erlebte ich auch am Samstag auf einer Abschiedsparty, auf der ich vor allem mit der Freundin des Gastgebers geredet habe: Sie hat 4 Jahre lang einen anderen gedatet und erst vor kurzen ihren jetzigen Freund, der für 1 Jahr in die USA geht, kennengelernt.
Diese 4 Jahre sind ihr sehr wichtig und sie muss sehr oft darüber nachdenken. Und wiedereinmal verrate ich lange nicht alles, gehört sich in Deutschland ja nicht ;-)

Aber ich habe gerade "gedatet" geschrieben.

Ich habe mich noch absolut gar nicht daran gewöhnt, wie das hier mit Beziehungen läuft:
Entweder, man küsst sich nur mal so auf einer Party, das ist dann garnichts. Oder, man küsst immerwieder den/die selbe auf Partys, dann "dated" man sich. Aber dass kann eben auch 4 Jahre so gehen.
Erst, wenn man den anderen fragt, ob man mit ihm "stayen" möchte (ich habe die Brasilianischen Ausdrücke leider vergessen, und im deutschen kann ich diesen unterschied nicht machen) und man ja sagt, ist man wirklich zusammen. Also:
1) Man fragt sich, so richtig klassisch, ob man zusammensein möchte.
2) Das Wort "Liebe" wird nicht so inflationär benutzt, wie es in Deutschland manchmal der Fall ist. Liebe hat hier noch eine große Bedeutung.
Finde ich an sich ganz gut. Bloß kommen dadurch auch einige Probleme zustande, die vor allem bei dem Übergang von "Daten" zu "Stayen" auftreten. Deswegen bevorzuge ich in diesem Fall das deutsche System.

Aber bis jetzt ist die Message "eher so im Subtext mitgeschwommen."
Keine Angst, jetzt kommt sie noch einmal so ganz klar, wortwörtlich und aggressiv:

Die Brasilianer sind viel offener als die Deutschen. Stellt euch einen richtig offenen Deutschen vor. Euch fällt bestimmt einer ein. Jetzt füllt ein Land mit 188 Millionen davon, in jedem erdenklichen Alter, Hautfarbe, Reichtum, Aussehen etc.
Hier fangen die Portiere von Hochhäusern Gespräche mit einem an, wenn man auf jemanden wartet.
Hier kennt man als Jugendlicher die Kellner in der Shoppingmall beim Vornamen und begrüßt sich mit Handschlag.
Hier erzählt eine Lehrerin in der Schule herum, dass ich das Brasilianische Bier nicht mochte, als ich bei ihrem Sohn auf einer Cervejanada (ungefähr Bierfest) war.
Oder die Lehrer holen begeistert die Schulleiterin in die Klasse, wenn jemand wirklich wegdöst. Und zwar damit die ein Foto für die Schulhomepage machen kann.

Ich hoffe ich konnte euch verblüffen und vielleicht sogar zeigen, was ich hier erlebe. Die Erlebnisse mögen nicht so extrem klingen, aber schon der Satz: "Das Essen in Brasilien ist anders" erfasst zwar die Tatsache, klingt aber langweilig. Man kann sich garnicht denken, was für einen Unterschied allein das macht!

Robert

Freitag, 1. August 2008

Schule

Liebe Zurückgebliebene,

während ihr noch im Urlaub seid oder in Oldenburg eure Ferien genießt (wo es im Moment wärmer ist als hier), hat für mich der Ernst des Lebens schon begonnen:
Seit einer Woche besuche ich nun schon das "Colegio Atomo", meine kleine brasilianische Schule. Klein deshalb, weil sie einzügig ist. Die Klassenräume sind etwas größer, dafür aber auch die Klassenstärken.
Nun, ich habe in meinen 12 Tagen Brasilien hunderte kleine und große Unterschiede festgestellt, und ich bin mir sicher: die Schule ist einer der größten!
Sie beginnt schon um 7.20 Uhr und dauert nur bis 12.30 Uhr. In diesem Zeitraum ist Platz für 6 Unterrichtsstunden á 50 Minuten und eine Pause, Intervalo genannt, von 20 Minuten.
Aber das ist noch nicht der größte Unterschied. Ich schreibe einfach einmal meinen Stundenplan auf:
Feira (Montag):2x Fisica (Physik) bei Jair, 2x Literatura, 2x Matemática bei Enio

Feira (Dienstag):2x Gramática, 2x Biologia bei Bell, 2x Matemática bei Júlio

Feira (Mittwoch): 2x Química (Chemi) bei Marchetti, 2x Biologia bei Dalva, Geografia, Biologia bei Bell

Feira (Donnerstag):Geografia, Química bei Xico, 2x Inglês, Química bei Marchetti, Química bei Xico

Feira (Freitag): 2x Fisica bei Alfredo, 2x Historia,2x Redacao

So, wer findet die Unterschiede zu Deutschland? 
Erstmal sieht man, dass es viel häufiger Blockunterricht gibt. Soweit so gut. Aber wenn man sich dann die Namen der Lehrer hinter den Fächernamen anguckt, sieht man: Wir haben 2 Physiklehrer, 2 Mathelehrer, 2 Biolehrer und 2 Chemielehrer.
Und, was aus dem Plan noch nichteinmal hervorgeht: Wir haben 3 PortugiesischLehrer! Literatura, Gramatica und Redacao sind nämlich eigentlich zusammen das, was in Deutschland "Deutsch" heißt.
Die Frage ist, was soll das ganze?
Die Lehrerwechsel führen doch eigentlich nur zu Verwirrung, da die Lehrer nicht wissen, was die Schüler wissen und vielleicht zu viel vorraussetzten! Und - Wenn jeder Lehrer maximal 3 Stunden mit der Klasse verbringt, wie kann er sie dann einschätzen und mündliche Noten verteilen?
Nun, es ist so: Die Lehrer unterrichten völlig verschiedene Dinge. Zum Beispiel geht es bei Enio in Chemie um Reaktionsabläufe und wie viel Energie dafür aufgewendet wird. Bei Marchetti geht es um "Nomenclatura", also um die Namensgebung. In seinen Stunden lernen wir nur, Methanolketten richtig zu benennen, während diese bei Enio keine Erwähnung finden. Genau so ist es in allen Fächern.
Zum zweiten Punkt, wie die Lehrer die Schüler bei diesem System in ihrer Leistung einschätzen sollen, ist die Antwort ebenfalls einfach: GARNICHT! Es gibt keine mündlichen Noten, keine Lehrer die unaufmerksame Schüler drannehmen oder ähnliches. Das einzige, was zählt, ist, wieviele Punkte man in den Tests schreibt.
Das führt zu zwei Dingen:
1) Unterricht besteht aus Frontalbeschallung und Von-der-Tafel-Abschreiben und verzichtet fast völlig auf die Mitarbeit der Schüler und
2) Es ist dem Lehrer vollkommen egal, was ein Schüler macht, solange er nicht den Unterricht stört. Und schlafen stört den Unterricht nicht. SMS schreiben nicht, MP³player hören nicht...Es ist nichts ungewöhnliches wenn 3 Schüler die Stunde durchschlafen. Am Ende werden sie eventuell sogar noch freundlich von dem Lehrer geweckt und in ein Gespräch über irgendetwas verwickelt. Den Lehrer stört es kein Stück weit, ob die Schüler sich für den Unterricht interessieren. 
Und ein weiterer Unterschied zu den deutschen Schulen liegt ganz klar in der Gewichtung der einzelnen Fächer. Ich habe mir in der gestrigen Chemiestunde die Zeit genommen, die Fächer zu zählen, und komme zu folgendem Ergebnis:
Den Naturwissenschaften werden in Brasilien 18 Stunden eingeräumt, während es in Deutschland gerade einmal 9 Stunden sind. Die Sprachen kommen mit 6 Stunden Portugiesisch und 2 Stunden Englisch ziemlich kurz, während in Deutschland auf meinem Stundenplan 14 Fächer sprachlicher Natur sind. Auch die Geisteswissenschaften haben es nicht all zu gut: 2 Stunden Geschichte und 2 Erdkunde stehen hier 8 Stunden in Deutschland gegenüber.
Das führt dazu, dass die Schüler der Secunda in Brasilien in Chemie wesentlich weiter sind als die Deutschen in Klasse 10. Genau umgekehrt verhält es sich aber in z.B. Englisch.
Hier brachte uns die Lehrerin diese Woche bei, das Adverben im Englischen auf "ly" enden. Als eines der Beispiele diente: "The service is unfriendly and slow."
Auf meinen Widerspruch ist die Lehrerin nicht eingegangen.
Der Englischunterricht ähnelt hier auch sehr dem Lateinunterricht in Deutschland. Nur das wenigestens der Lehrer im Unterricht Englisch spricht. Genau das führt auch dazu, dass sehr viele Menschen Nachmittags extra Unterricht nehmen. Das gilt hier als Selbstverständlichkeit.

Até logo, Robert

Dienstag, 22. Juli 2008

Endlich angekommen

Oi

finalemente bin ich in Brasilien angekommen. Es ist hier echt muito biem, fantastico e differente! Ich habe schon die ersten neuen Speisen kennengelernt, und muss sagen dass auch das Essen legal ("super") ist. Zum Beispiel gab es eine Frucht namens "Figo", die in einem sehr süßen, klaren Saft serviert wird und echt gut schmeckt. Ich finde sie schon unglaublich süß, aber anscheinend wird sie in allen anderen Familien noch viel süßer gegessen.
Hoje war ich kurz in der Schule, ich habe nur vorbeigeguckt und mir das Haus zeigen lassen, aber es ist so anders, ich finde es echt super: Die Schule ist viel persönlicher, die Lehrer wirken viel...menschlicher ist ungefähr treffend. Es ist einfach ein ganz anderes Klima. Die ganze Schule wirkt weniger wie eine Behörde als einfach ein Treffpunkt. Ich kann es noch nicht ganz in Worte fassen, aber ich habe mich sofort viel wohler gefühlt als am AGO. Auch wenn ich es dort mag.
Zurzeit verstehe ich die Sprache noch kaum, ich höre nur einzelne Wörter heraus und kann den Kontext manchmal erraten. Aber ich bin schon am fleißig am dazulernen und werde wie es aussieht auch an einem Brasilianischkurs teilnehmen. Wäre bestimmt gut.
Und noch eine Sache die mir aufgefallen ist: Brasilianer schätzen Entfernungen ganz anders ein als wir. Mich hat im Auto ein Satz total verwirrt: "Alles ist so weit von Presidente Prudente entfernt, Rio, Brasilia, einfach alles. Das einzige, was nah ist, ist Iguacu. Bis dorthin sind es nur 5 Stunden Autofahrt." NUR 5 Stunden. Der Satz klingt so, wie wenn ein Oldenburger sagt:"Hier in der Nähe sind nur Zwischenahn und Bremen. Bis dorthin sind es 30 Minuten."
Aber bei einem Land, das 22,7 Mal so groß wie Deutschland ist, ist das vielleicht kein Wunder.
Ate logo, Robert 

Sonntag, 20. Juli 2008

Uuuuund los gehts!

Ab morgen wird dieser Blog endlich seinem Zweck gerecht: Ich berichte von meinem Austauschjahr in Brasilien!
Gestern abend waren noch einige gute Freunde von mir zu Besuch und wir hatten einen schönen Nachmittag/Abend/Nacht zusammen. Ich bin um 3 Uhr ins Bett gekommen und jetzt total müde.
In wenigen Stunden steigen Mama und ich ins Auto und fahren nach Bremen zum Flugzeug. Ich kann es mir immer noch nicht vorstellen.
Irgendwie ist dieser Tag noch wie jeder andere für mich, wie ein ganz normaler Tag. Was anders ist, ist dass ich heute meinen Koffer final gepackt habe und zum letzten Mal so natürliche Dinge getan habe wie in meinem eigenen Bett auf zu wachen. Oder duschen. Oder Schlagzeugspielen.
Jetzt gleich kommen noch meine Verwandten zu Besuch und wir essen zusammen Mittag, und dann geht es los!
Ihr hört von mir, vielleicht ja schon am Montag. Aber das glaube ich eher nicht. Vielleicht Mittwoch.
Bis dann, euer

Robert

Freitag, 18. Juli 2008

Wie die Zeit vergeht

Ja, hallo alle die das hier zu Gesicht bekommen,

es ist jetzt 01.20Uhr nachts in Deutschland und kurz nach Acht in Brasilien, also ist meine zukünftige Familie wohl gerade Abend oder guckt die Nachrichten. Komische Vorstellung, dass ich bald dabei sitzen werde und mich in einer Sprache informiere, die ich noch nicht einmal verstehe.
Ja, das sind so die Gedanken, die mir in letzter Zeit so durch den Kopf gehen. Immer und immer und immer wieder.
Einfach jeder Gedanke hört zwangsläufig an den Grenzen meines Kopfes auf, und das heißt auch größtenteils ÜBERMORGEN. 
Ich kann mir fast garnicht vorstellen, bald in ein Flugzeug zu steigen, dann Deutschland, all meine Freunde, meine Heimat, meine Familie, meinen Alltag, alles, was ich je gekannt habe, hinter mir zu lassen und für ein Jahr zu vergessen (oder zumindest fast).
Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.

In letzter Zeit gab es viele Abschiede, vor einem halben Jahr, es war Weihnachten, habe ich geschrieben, die Zeit der letzten Male geht los. Jetzt geht sie bald zu ende, letzten Samstag habe ich Papa und Peter zum letzten Mal vor Brasilien gesehen, am Mittwoch dann meinen besten Freund Humiaki nach 4 verrückten Tagen in Berlin und heute Abend Louisa. Jedes Mal gab es einen Abschied, aber ich habe bis jetzt noch nicht verstanden, dass ich all diese Menschen nicht mehr sehen werde in den nächsten 365 Tagen.
Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.

Aber trotzdem freue ich mich schon total auf mein Jahr, egal was passiert, es wird bestimmt toll und unvergesslich.

Noch ein paar Sätze zu den letzten paar Tagen: Ich hatte in meiner sehr engen Planung für die letzten paar Monate ( die auch Grund für die zahllosen Einträge in dieser Zeit sind) diese letzten Tage etwas frei gehalten, um "ein letztes Mal als Jugendlicher in Oldenburg zu sein". Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen, es waren einfach schöne Tage, ich habe viel mit Louisa gemacht und mein "Ziel", Oldenburg und mein Leben in schöner Erinnerung zu halten, vollkommen erreicht. Zum Beispiel gab es heute Mittag Milchreis, was für mich der Inbegriff von "zu hause im warmen Nest" ist.
Danach wurde dann mein Koffer gepackt. Ich komme mit meinem Platz (28 Kilogramm) vorraussichtlich bestens zurecht und habe auch wenig vergessen, glaube ich.

Ich hätte noch so viel zu erzählen, aber das passt irgendwie nicht mehr hier rein, thematisch.
Deswegen noch eine gut Nachricht, damit alle jetzt beruhigt und mit einem warmen Gefühl im Bauch schlafen gehen können: Mein Antrag, die 11. Klasse zu überspringen, wurde bewilligt. Das entbindet mich von schwer zu erfüllenden Verpflichtungen seitens meiner Schule in Brasilien und ist auch sonst einfach ein gutes Gefühl.

Gute Nacht und alles Gute,

Robert "Ampelinho" Spalthoff

Sonntag, 1. Juni 2008

So, ich möchte eine neue "Art" von Posts anfangen. Seit einiger Zeit schreibe ich Mails mit einer Freundin aus dem Süden Deutschlands. Sie geht für ein Jahr in die USA und wir reden über ziemlich genau das, worum es auch in diesem Blog geht. Deswegen werde ich einfach Teile der Mails veröffentlichen. Allerdings möchte ich dazu sagen, dass persönliche Daten prinzipiell falsch sind und die vorkommenden Personen nicht gemeint sind. Die E-Mail ist gekürzt.

"Hey Robert,

Ich erzähle einfach mal, was bei mir in der letzten Zeit so am laufen war. In dieser und in der vorigen Woche hatten wir Pfingstferien und ich war bis letzten Donnerstag mit meiner Familie zwei Wochen lang im Urlaub. Es war wahrscheinlich jetzt erstmal für längere Zeit unser letzter Familienurlaub, weil ich ja nach Amerika gehe und mein großer Bruder sein FSJ in Argentinien macht. Und wenn er davon zurück sein wird, denke ich, fängt er an zu studieren etc. Also irgendwie war deswegen dieser Urlaub auch etwas Wichtiges für die Familie. Glücklichereise hatten wir jeden Tag eigentlich Sonne und warme Temperaturen :)). In den ersten Tagen waren wir in der Nähe eines großen Vulkans, dann eine Woche in einem Ferienhaus DIREKT am Strand und in den letzten Tagen dann in einem Ferienhaus an einer Steinklippe auch mit Meerzugang. Die Quartiere waren echt cool!
Leider war noch absolute Nebensaison und es gab fast nur uns. Zum einen kann man sagen: wie schön alles leer, kein Lärm. Aber zum anderen (und so hab ich dann doch manchmal gedacht) kann man sagen: niemand da, man kann gar nicht mal andere Gleichaltrige kennenlernen. Naja, im Endeffekt haben wir dann halt sehr viel Zeit in der Familie miteinander verbracht (Karten spielen, sonnen, baden,...) und haben auch viele Kulturgüter besichtigt. Insgesamt kann man sagen, dass der ganze Urlaub schön war, obwohl er vielleicht nicht ganz so perfekt für Jugendliche klingt ;).
So viel mal zu dem, was ich in letzter Zeit so erlebt habe.
Jetzt beantworte ich deine Fragen aus der letzten Mail:
Meine schönste Erinnerung an den letzten Sommer....? Keine Ahnung um ehrlich zu sein. Es gab nichts, was so total raussticht, glaube ich, aber ich weiß dass der Sommer insgesamt voll cool war ;) hehe. Wenn mir noch was einfällt schreibe ich es dir, aber ich habe das Gefühl, das es nicht unbedingt das ULTIMATIVE Erlebnis gab, was sich total von allem anderen abgehoben hätte. Naja, ich schaue mal.
Ob ich mich auf die kommenden Monate freue...? Also auf die in Amerika natürlich total (wer hätte es gedacht?!) und auf die restliche Zeit mit meinen Freunden auch extrem, weil ich merke, wie wichtig mir bestimmte Personen geworden sind. Aber auf einen Moment freue ich mich überhaupt nicht. Und zwar auf den Abschied. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, meine besten Freunde einfach so zurückzulassen. Damit kämpfe ich gerade noch ein wenig.
In den Sommerferien fahre ich erst einmal 1 1/2 Wochen auf Fahrradtour mit meiner Familie und noch zwei anderen Freunden von uns aus Frankfurt. Darauf freue ich mich besonders, weil Fahrradtouren (das machen wir jedes Jahr) einfach immer extrem cool sind :). Danach habe ich ein Vorbereitungswochenende in Düsseldorf. Und dann habe ich noch zwei Wochen Zeit bis zu meinem Abflug (@ home). Was dann kommen wird....wer weiß :)
Neuigkeiten vom Austausch...? Also ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie viel ich dir schon erzählt habe ;). Wie du bestimmt schon weißt, komme ich auf die Welton Academy in New York. Ich habe mich bereits mit einem in Verbindung gesetzt, der an dieser Schule war. Und seit kurzem schreibe ich jetzt auch Mails mit derjenigen, die gerade dort ist- das ganze nimmt immer mehr Form an.
Wie stehts bei dir? Wirst du auch immer aufgeregter und erwartungsvoller? Was weißt du neues von deinem Aufenthalt in Brasilien? Wie sieht deine Planung für den Sommer aus? Bekommst du nicht auch immer mehr Angst vor dem Abschied?
Ich finde es auch nicht schlimm, dass Ken (der Austauschschüler der zu uns nach Hause kommt, Anmerkung von Robert) eher "uncool" ist. Im übrigen stellt sich sowas ja auch meistens erst heraus, wenn er da ist. Vielleicht gibt es ja auch zwei Kens ;). Im Übrigen solltet ihr meiner Meinung nach froh sein, wenn er keine Partybombe ist und dann jedes Wochenende total betrunken nach hause gebracht werden muss...oder?!
Kennst du den Film: Keine Lieder über Liebe? Irgendwie musste ich stark an diesen Film denken, als ich den Abschnitt dieser Mail gelesen habe, in dem du über deine "beiden Gesichter" schreibst. Wenn du ihn nicht kennst, solltest du ihn dir unbedingt mal anschauen. Ich finde diesen Film sehr gut!
Ja ich denke auch, das Glauben etwas total persönliches ist und ich denke, jeder sollte damit seine eigenen Erfahrungen machen. Ich weiß nicht, ob ich dir das schon geschrieben habe, aber Welton Academy ist eine ziemlich religiöse Schule, das heißt man hat fünf mal pro Woche Gottesdienst oder etwas Ähnliches. Ich weiß nicht wirklich, ob ich das so toll finden werde und bin eher skeptisch. Aber naja....wir werden sehen. Später ist man immer schlauer!

Vera"

Wie gesagt, ich habe die Mail stellenweise verändert, da ich keine persönlichen Daten preisgebe. Nicht von mir und nicht von anderen. Wer mich kennt weiß ja eh wo ich zum Beispiel wohne und kann mich nach anderen Sachen ja einfach fragen. Ich halte es bloß für sicherer, so zu verfahren.
Nun meine Antwort auf diese Mail, auch wieder gekürzt und verändert.

"Hey Vera,

schön von dir zu hören!  Dieses Mal hätte ich fast vergessen dir zu antworten, es gab und gibt nämlich zurzeit extrem viel zu tun. Und dementsprechend auch zu berichten. Ich wünschte, mein Leben würde immer so voll sein mit Spannung und Abwechslung.
Aber dazu später mehr, erstmal antworte ich nach dem "Vera-Prinzip" (die Mail von oben nach unten durchgehen und auf die Fragen antworten, Robert) auf deine Mail ;-P
Familienurlaub: Schade, dass ich deine E-Mail nicht vorher schon lesen konnte. Wir waren vor 3 Wochen in Rom, und es war ja auch eine Art letzter Familienurlaub, oder zumindest der letzte vor dem Austausch. Und danach? Wer weiß ob wir nochmal einen echten Familienurlaub machen?
Auf jeden muss ich sagen, was du schreibst klingt doch eigentlich ziemlich schön! Das man keine anderen Leute kennenlernen kann, stimmt wohl, aber ich kann mich noch an unseren Kretaurlaub vor 3 Jahren erinnern, der hatte ziemlich viel gemeinsam mit deinen Schilderungen. Und ich muss öfter an ihn denken als an irgendeinen anderen Urlaub.
Wir waren in den Herbstferien dort, totales Saisonende. Fast jeden Tag sind wir in das einzige offene Café des Dorfes gegangen, wir waren die einzigen Touristen und hatten wirklich unsere Ruhe.
Es gibt so viele Plätze, an die ich mich dort noch erinnere, und alle bedeuten ein bestimmtes Gefühl für mich:
Das Café zum Beispiel: Immer wenn ich an einem unbekannten Ort quasi alleine bin und mich wohl fühle, denke ich daran. Oder der Hafen direkt vor dem Café: Er steht für mich für Entspannung und eine kleine, unaufgeregte Existenz. Ich denke mal du weißt was ich meine und kennst das auch aus Urlauben.
Dann zu den nächsten Monaten (inzwischen sind es ja nurnoch Wochen...):
Ich freue mich total auf alles, was noch ansteht. Und das ist viel:
Zunächst steht das Landesjugendtreffen an, wo ich die halbe Predigt vor ca. 500 Leuten halten darf. Das wird Nervenkitzel pur und muss noch ordentlich vorbereitet werden. Ich will mich nach Möglichkeit nämlich nicht verlesen ;D.
In der Woche danach sind die Oldenburger Model United Nations, wo wir eine Woche lang embassador eine bestimmten Landes (Botschafter) sind und über bestimmte Themen diskutieren, komplett auf Englisch. Während dieser Woche wird ein Pole bei uns zu Hause wohnen, der auch an der OlMUN teilnimmt. Ich bin schon gespannt!
Ebenfalls in diese Woche fällt ein Schülerstreik am 12.06 (Donnerstag), der für mich als Schülervertreter auch eine gewisse Bedeutung hat. Direkt am nächsten Tag dann geben wir mit unserer Band ein Konzert und am nächsten Tag, dem 14.06 veranstalten zwei Freunde und ich unsere Abschiedsparty. Und die wird gigantisch!
Am folgenden Wocheende geht es dann auf das Hurricanefestival. Wiederum eine Woche später ist dann unserer Klassenfahrt nach Berlin, am 10. dann Ferienbeginn und Schoolsoutparty und ab dem 11. werde ich wohl mit meinem besten Freund für 5 Tage nach Berlin Fahren. Ich finde es dort wirklich fantastisch, und glaube dass es ein wunderbarer Abschluss für meine Zukunft ist. Denn was danach kommt, weiß ich nicht. Fest steht nur: Packen und am 20.07 in den Flieger steigen.
Leider ist es schwer zu beschreiben was gerade in mir vorgegangen ist:
Es ist grade das erste Mal, dass ich einen leichten Kloß im Hals habe wegen meines Austausches. Oder eher wegen dem Abschied. Bisher habe ich wirklich ausschließlich positive Gedanken über meinen Austausch gehabt, und gerade wo ich das hier schreibe bin ich zum ersten Mal...ja, einfach nicht mehr NUR euphorisch.  
Aber weiter: du schreibst, dass du mit dir kämpfst, deine Freunde zurückzulassen. Komischerweise muss ich zugeben, dass ich dieses Problem überhaupt nicht habe. Es gibt Personen in meinem Leben, die mir wichtig sind, ohne Frage, aber ich habe keine Probleme damit, sie zurückzulassen. Ich glaube auch, dass ich meine Familie (wie sehr ich sie auch mag) zurücklassen kann. Und das nicht nur für ein Jahr. Ich kann mir mühelos vorstellen, sie auch für noch längere Zeiten zu verlassen. Vor der Erklärung dafür habe ich aber zugegeben Angst. Mich wundert, dass alle vom "Vermissen" reden, und ich selbst es mir nicht richtig vorstellen kann.
Vor dem Abschied habe ich auch keine "Angst".Auf jeden Fall, traurig werde ich sein, aber das weiß ich auch erst seit wenigen Zeilen dieser Mail. Vorher konnte ich es nur vermuten. Aber ich bin mir sicher ich werde traurig sein, sicher.
Zu Ken: Da hast du Recht. Ich kann mir gut vorstellen wie es für jemanden, der nie legal Alkohol trinken durfte, und dem es auch gesellschaftlich und nicht nur gesetzlich verboten ist, sein muss, auf einmal trinken zu dürfen was man will! Ich glaube, sogar ich würde total über alle Grenzen schlagen, erst Recht wenn ich nur für ein Jahr da bin.
Keine Lieder über Liebe kenne ich leider nicht, wenn du daran denken musst heißt das ja, dass er nicht all zu schlecht sein kann :-P
Das Welton Academy so religiös ist, hast du noch nicht geschrieben. Ich halte auch nicht viel von einer Institution, um Glauben auszuüben. Erst recht nicht wenn sie verpflichtend ist. Aber da Welton Academy ja nicht die einzige Schule ist, die täglich eine Andacht feiert, bin ich mir sicher, dass es nicht all zu "schlimm" sein kann. Aber ich sehe schon einige Probleme:
-Vielleicht ist es laut im Gottesdienst wenn du dich konzentrieren willst
-Vielleicht hast du ein ganz anderes Bild von Gott als derjenige der das alles leitet.
-Vielleicht ist es langweilig.
Weiß man ja nie.
So, ich hoffe ich hab alles beantwortet, es hat mir wirklich Freude gemacht dir zu antworten und ich habe sogar etwas wichtiges über mich gelernt und eine Idee bekommen. Danke!
Mit freundlichen Grüßen und bestem Dank für eure Postkarte,

Robert"

Samstag, 24. Mai 2008

Mit der Audioguide im Vatikan

So, hallo Blog, hallo Leser,herzlich willkommen!
Es ist schon eine ganze Zeit her das ich hier was geschrieben habe, und das ich es genau jetzt tue hat drei Gründe:
1) ich habe eine E-Mail aus Stuttgart bekommen, von einer Freundin mit der ich schon lange keinen E-Mail Kontakt mehr hatte, was mich unweigerlich an den Blog erinnert hat.
2) Ich habe etwas zu sagen.
3) Es ist 1 Uhr nachts und ich bin total inspiriert, etwas zu tun.
Ich freue mich zwar schon aufs Bett wenn ich diesen Eintrag fertig habe, aber den will ich noch machen. Ich habe eben ein Lied über der Wortspiel "Scheinwerfer" geschrieben und bin in einer magischen Stimmung, die sich mit "Gute Laune" noch nicht ganz beschreiben lässt. Vielleicht ist es eher etwas wie das "Eins mit dem Brahman werden", also die Ewige Wahrheit ein Stück weiter erkannt zu haben (wir haben dieses Thema im Moment in Religion).
Auf jeden Fall bin ich momentan sehr lebenfroh, enthusiastisch, energiegeladen, lebendig, frei von Sorgen...ich fühle mich wundervoll.
Und trotzdem möchte ich über etwas schreiben was mich stört. Und zwar bin ich durch die oben erwähnte E-Mail daran erinnert worden, was ich in Rom erlebt habe.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das schon geschrieben habe, aber Welton Academy ist eine ziemlich religiöse Schule, das heißt man hat fünf mal pro Woche Gottesdienst oder etwas Ähnliches. Ich weiß nicht wirklich, ob ich das so toll finden werde und bin eher skeptisch."
(Zitat aus der E-Mail)
Nun, ich musste bei diesen Zeilen wie gesagt an Rom denken, genauer gesagt an den Vatikan und noch genauer an die Audio-Guide Führung durch den Petersdom.
Diese Audio-Guide kann man sich dort für 5 Euro in so ziemlich jeder Sprache ausleihen und wird dann von ihr zu all den Kunstschätzen durch den riesigen Dom geführt.
Ich habe vieles gelernt bei dieser Besichtigung, aber mit der Zeit wurde ich immer unzufriedener.
Die ganze Zeit über sprach die Audio-Guide Frau über die Päpste, die Kirche, ihre Reichtümer, Martyrien  und darüber, wie wundervoll oder lobenswert all diese Dinge doch sind.
Bevor jemand das falsch versteht, ich habe nichts gegen Religionen oder Kirchen.
Aber so offensichtliches Stillschweigen über Missstände oder Fehler ist nicht mehr christlich.
Was mich störte war nämlich, das in keinem der ausführlichen Kommentare ein Wort von Ablasshandel, Fanatismus, Ausnutzung der kirchlichen Autorität oder den Wahrheitsgehalt bestimmter Behauptungen gesagt wurde.
Die ganze Audiofürhrung war voll des Lobes für das Papsttum, pries durchweg den Prunk des "Palastes" und honorierte die teils sinnlose Aufopferung der Martyrer.
Wenn 1000  nach Christus eine Frau dafür für heilig erklärt wird, dass sie Splitter aus dem original (ORIGINAL!!!) Kreuz Christi nach Rom bringt, ist das wohl Zeitgeist.
Aber muss uns 1000 Jahre später die Kirche immernoch erzählen wollen, das dies eine heilige Reliquie ist?
Ich finde nicht. Ich finde, diese Mythen sollten als Sinnbilder verstanden werden, ebenso wie die Bibel und ihre Wunder.
Außerdem bin ich der Meinung, das man zu seiner Geschichte stehen sollte. Auch als ehemals mächtigste Kraft der damals bekannten Welt. Jeder sollte zumindest große Fehler zugeben, vor allem wenn sie lange her und längst verziehen sind.
Aber dieses Audioguide stellte keine Sekunde der Kirchengeschichte in Frage, nicht die Zeiten der Hexenverfolgung, die der Inquisition, die der Interchristlichen Glaubenskonflikte, die des Ablasses oder die der Päpste, die einen ganzen Harem unterhielten und ganz offensichtlich  nur Aufgrund ihrer Abstammung als Gottes Vertreter gewählt( !!! ) wurden.
Doch ob man einen Papst wählen kann ist ein anderes Thema.
Mit lieben Grüßen auch an die Katholiken die das hier lesen,
Robert.
P.S.: noch 7 Wochen!!!

Freitag, 11. April 2008

Frankreich

So, ich will in diesem Post eigentlich nichts bestimmtes sagen, ich hab kein Thema und
nichts, aber ich bin mir ziemlich sicher das ich einfach drauflosschreiben kann.
Und während dessen vielleicht sogar informationen vermitteln kann.
Zuerst sei auf den Bericht "Repetez, s´il vous plait" hingewiesen, dort wird alles wichtige über unsere Fahrt nach Frankreich geschrieben, und da ich zusammen mit Carsten den Bericht geschrieben habe, gibt er wohl auch meinen Eindruck gut wieder. 
Zu finden ist er hier.
Noch zu einem Detail, das in dem Bericht nicht erwähnt wird: Viele von euch werden das 
Kartenspiel  "Arschloch" kennen. Vielleicht ist euch ja auch die Extraregel "Bombe" bekannt, die Eintritt, wenn ein Spieler vier Karten des gleichen Bildes hat. Tritt dies ein, kann er damit zu jeder Zeit jede beliebige Anzahl jedes Bildes überbieten. 
In Frankreich gibt es eine andere Regel: "Revolution"!
Diese bewirkt das die Kartenreihenflge umgedreht wird, das heißt, dass das Ass die
schlechteste und eine 7 die beste Karte ist.
Interessant, oder? Doch ich Frage mich: Revolution ist typisch französisch, heißt dass etwa, dass Bombe typisch deutsch ist?
Denkt mal drüber nach!
Nun zu den alltäglichen Dingen, nur ein paar kurze Sätze was so passiert:
Die Schule läuft so vor sich hin, nichts besonderes zu berichten. Es gibt keinen Stress
nirgendwo, ich langweile mich nicht und bin sowieso eigentlich rundum glücklich.
Am Sonntag kommen die Franzosen zu uns. Ich bin total im Frühlings/Sommerfieber.
Schöne Tage wünscht

Robert

Montag, 17. März 2008

Ein zweiter Schritt

So. Wer in den letzten Tagen auf dieser Seite war, hat im oberen Bereich eine großes versprechende Ankündigung lesen können. Da ist von einer großen Neuigkeit die Rede, und ich behaupte, dass diese Neuigkeit so groß ist, dass ich mehr Zeit brauche um sie niederzuschreiben. Tja. ich hatte ja angekündigt mir diese Zeit spätestens heute zu nehmen.
Mach ich dann auch mal. Aber was könnte denn so groß sein, dass es angekündigt werden muss?
-ist es, dass ich doch in ein anderes Land komme?
-ist es mein unerwarteter Lottogewinn?
-die Veröffentlichung meines Buches?
-die Verleihung eines Preises für tolle Leistungen?
-die Wunderheilung durch meine Hände an einem tot Geglaubten?
-oder etwas anderes?
Ja, es ist etwas anderes. *

Und zwar folgendes. am  6.03.08 erhielt ich eine E-Mail mit folgendem Inhalt (von mir übersetzt):
"Hi,
hör zu, meine Familie hat heute deine Application-Form (meine Unterlagen mit Brief und Fotos etc., Anm von mir) erhalten, und rate was passiert ist? Wir werden deine Gastfamilie! 
Du siehst freundlich aus, und wir würden gerne mehr über dich erfahren. Und wenn du MSN-Messenger besitzt, bitte melde dich bei uns.
Wir sind sehr froh dich zu empfangen und hoffen, das Jahr wird dir gefallen!
Es gibt gute Nachrichten für dich, mein Bruder ist ebenfalls Schlagzeuger, also wirst du sein Schlagzeug benutzen können.
Viele Grüße!"
Aufmerksame Leser können sich denken, welche Fragen ich gestellt habe...
"Wo wohnt ihr? Wer seid ihr, wer bist du?" Naja, in der zweiten Mail hab ich dann erfahren, wohin ich komme:
Nach Presidente Prudente, in eine Stadt im Distikt Sao Paulo mit circa 250.000 Einwohnern.
Die Temperaturen liegen im brasiliansischen Sommer bei so 33°C, im Winter "nur" bei 19°C. Ich werde also bitterlich frieren. Wenn ich nach Deutschland zurückkomme.
Wer aber bei Sao Paulo an Meer, Strand und eine romantisch im Ozean versinkende Sonne denkt, hat sich geirrt. Es sind circa 500 Distanz bis zum Strand. Nein, nicht Meter. Kilometer.Das ist die Distanz von der Nordsee bis ungefähr München.
Aber das finde ich nicht so schlimm. Man kann ja auch woanders als im Meer baden. Ich bin eigentlich sogar froh, nicht in einem Küstenort gelandet zu sein. Dazu ein einfaches Gleichungssystem:
Brasilien=Warm=Anders als in Europa/USA=Urlaub=Hotel=Mehr Hotel= Hotels am Meer=
Große, unnatürliche Städte=Ausländer keine Ausnahme.
Tja, auf jeden Fall nicht von Vorteil. Ich bin überzeugt, dass es im Inland interessanter und ehrlicher ist. Und außerdem komme ich bestimmt nochmal an die Küste.Aber ich habe diesen Blog nicht bloß um Tatsachen aufzuzählen. Es geht auch darum,
was mich bei der ganzen Sache bewegt, was in mir vorgeht.
In dem Moment, in dem ich in meinem Postfach die Mail entdeckte, war ich total aufgeregt. Noch bevor ich die Mail zu ende gelesen habe, habe ich meine Eltern herbeigerufen und natürlich sofort geantwortet. Auch wenn es bereits 22Uhr durch war,
war an Schlafen nicht zu denken, ich lag noch bis Ewig wach
und habe mir die Familie ausgemalt.
Am nächsten Tag war schon die Antwort da, meine brennenden Fragen wurden beantwortet und ich habe ein paar Fotos geschickt bekommen.
Über die Familie werde ich wohl später noch schrieben, es ist jetzt 23.28 und ich möchte vor Mitternacht noch eine Mail an meinen Gastbruder schreiben, der heute Geburtstag hat.  
Deswegen,und um zum Ende zu kommen: Auch wenn ich jetzt schon seit über einer Woche von der Familie weiß und die Informationen auch nicht mehr neu sind, habe ich immernoch ein wahnsinns Gefühl, dass wohl nur die kennen, die exakt das selbe erlebt haben. Die Familie war wohl das, an was ich in den letzten Tagen am häufigsten Gedacht habe, und ich habe keine großen Befürchtungen, dass irgendetwas NICHT
klappen könnte. Alle reden immer von den vielen Ängsten und Sorgen, die man sich macht,
aber meine einzige ist im Moment, dass ich mir zu wenig Sorgen mache. Kann ich aber nicht ändern, mir fallen nämlich keine ein. Und euch? Schreibt doch Kommentare,
die mir Angst machen könnten! Bitte, es täte mir gut. Bestimmt.**

___________________________________________________________________
*Wie gemein! Ich halte die von mir doch so geschätzten Leser ewig hin, indem ich sie auf falsche Fährten und in unnötige Fußnoten locke! Ist das vertretbar? Ich finde schon.
**Das wäre doch mal wieder eine Aufgabe für diese Verschwörer, oder?

P.S.: Bei meinem letzten Eintrag gab es Probleme mit dem Zeilenumsprung. Ich weiß nicht wo dran das liegt, danke an Carsten dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat, ich versuche das zu vermeiden.

Sonntag, 24. Februar 2008

Von freundlichen Verschwörungen

Hallo lieber Blog, hallo verehrte Leser, hey Robert!

Vorweg eines:
Nein, ich habe den Blog nicht vergessen. Dass ich nichts schreibe liegt in erster Linie da dran,
dass wenig neues in Bezug auf mein Auslandsjahr passiert.
Gewiss, die Zeit rückt näher, aber es gibt einfach nichts, was einen längeren Eintrag wert ist. 
Ich fasse mal zusammen, was in den letzten Wochen passiert ist:
1) Ich spiele wieder mehr Schlagzeug. Mein Rekord in letzter Zeit liegt bei gefühlten 30
Minuten - und reellen 2 Stunden. Aufhören musste ich dann weil mein alter Drumhocker so unbequem war.
2) Ich habe einen neuen Drumhocker.
3)Ich war auf dem Queens of the Stone Age Konzert in der Großen Freiheit 36 in Hamburg.
Super Veranstaltung, eine weite Reise dahin und viel Spaß.
4)Unsere neu gegründete Ska-Formation hat sich wohl aufgelöst.
5)Ich bin dabei, 2 neuen Bands beizutreten. Mal sehen. Vielleicht wird es ja was,
ich bin selbst noch sehr gespannt. 
6)Meine Meinung von einer ungerechten Welt hat sich weiter gefestigt. Ich freue mich allerdings, auf der Schokoseite dieser ungerechten Welt zu leben.
Wo es Leid durch Ungerechtigkeit gibt, gibt es auch Menschen, denen, ohne dass sie es
verdient hätten, eine irrsinnige Menge an Gutem wi(e)derfährt * **
7) In der Schule läuft alles glatt.

Nun zu dem, was mit dem Austausch zu tun hat.

Ich habe den Verdacht, meine Geschicke werden von einer mysteriösen Verschwörung
geleitet, die alles darauf setzt, dass ich das schönste Leben habe, dass man nur irgendwie
Leben könnte...

In letzter Zeit mache ich die Beobachtung, dass man das Leben, wenn man einen
konkreten Einschnitt vor Augen hat, viel Bewusster erlebt. Gedanken wie:"Heute gehe
ich früher ins Bett, dann hab ich von morgen auch noch etwas vom Tag" tauchen auf.
Natürlich nur unter der Woche.
Aber auch mein Zeitplan bis zu dem Abflug -dessen Termin ich noch nicht kenne-
ist schon total voll. Bis dahin stehen noch großartige Dinge an:

-Landesjugendtreffen
-Klassenfahrt
-Hurricane
-Bekanntgabe der genauen Zieles in Brasilien
-Sommer
-Unsere Abschlussparty
-evtl ein Serj Tankian Konzert
-der Frankreichaustausch
-Skiurlaub
-Der Besuch in Waldsrode

Ein weiterer Punkt, den es zu berichten gilt : Mein Portugiesisch-Kurs hat begonnen.
In der ersten Stunde fiel mir die Grammatik und das
Vokabular leicht, bloß die Aussprache bereitet mir Probleme.
Ansonstenhabe ich mich über die vielen Kürzungen im Vergleich
zu anderen Sprachen
gefreut: Kein Neutrum, kein K, W oder Y...toll, oder?

Wisst ihr, was komisch ist? In den letzten paar Monaten hat das mediale Interesse an
Brasilien stark zu genommen. Aber nicht nur in Zeitungen und
TV erfährt man wahnsinnig viel über Brasilien,
auch in meinem sonstigen Umfeld findet irre viel darüber statt.
Gerade heute das "Metal meets Brazil' Konzert, dass ich im Moment verpasse, dann der Akkordeon-Virtuose,
der erst vor kurzem bei uns gastierte...es gibt noch mehr Beispiele, die die These einer Verschwörung zugunsten meines Auslandsaufenthalt rechtfertigen!
Ich bin mir sicher,dass auch in der heiligen Schrift geheime Botschaften für mich
hinterlassen sind, so oft und überall höre ich "Brasilien". 
Aber liebe Verschwörer, wer auch immer ihr seid und welche Ziele auch immer die euren sein mögen: 
Was ihr da macht finde ich echt super. Bitte mehr vom selben und noch mehr tolle
Einfälle. Was ich mal cool fände:  Wenn auf dem Hurricane Konzert eine
brasilianische Band aufträte, wenn die Zeit ein Spezial über Politik in Brasilien herausgibt.
Wenn die französische Familie, zu der ich nach den Osterferien fahre
brasilianische Wurzeln hat.
Aber ich bin mir sicher ihr lasst euch noch besseres einfallen und bin euch
deswegen schon im vorraus äußerst dankbar!
Liebe Grüße an alle Leser,

Robert

P.S.: Nochmal an die Verschwörer: das mit der Hurricanekarte war auf jeden Fall schon
eine super Idee, aber ein bisschen offensichtlich, oder?
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*Vielen Lesern wird das "Hurricane-Festival" ein Name sein. Dorthin wollte ich mit
einigen Freunden als Abschluss meines Deutschlandaufenthaltes. Dies wurde mir
allerdings versagt, 120€ sein zu teuer. Nun bestellt mein bester Freund sich seine eine Karte. Die bezahlt er auch in normalem Maße. Die Organisatoren des
Hurricane-Festivals dachten sich "Hihihihahahaha" und schickten ungeschickterweise zwei Karten! 
**"widerfährt" ist deswegen mit "ie" geschrieben, weil mir das Gute und zu Unrecht
erhaltene nur all zu oft widerfährt.

Sonntag, 20. Januar 2008

Noch ein halbes Jahr!

Auch wenn einem ein halbes Jahr als Jugendlicher wie eine Ewigkeit vorkommt, in der sich die Welt mehrmals von Grund auf verändert, gibt es doch Momente, in denen man merkt, wie wenig 6 Monate eigentlich sind.
Ich bekomme diesen Widerspruch in letzter Zeit sehr oft zu spüren; die meisten befinden sich zur Zeit in der konkreten Planung ihrer Sommerferien und der Zeit danach, es müssen Sek I Kurse gewählt und Formulare unterschrieben werden. Ich hingegen werde durch jedes neue Formular betreffend der 11 Klasse daran erinnert, dass ich bald ja garnicht mehr hier, in Deutschland, sein werde.
Aufgrund dieser Erfahrung kann ich eine gewisse Veränderung bei mir beobachten, ich lege viel mehr Wert darauf, etwas zu erleben*. So kommt es, dass mir Beschäftigungen, die vorher fade oder dröge schienen, auf einmal Spaß zu machen beginnen. Einfach ein Spaziergang, die tägliche Fahrt zur Schule...alles keine herrausragenden Erlebnisse, solange man sie nicht als solche wahrnimmt. Wenn man sich aber denkt: "Wenn ich mich in 10, 20 oder 30 Jahren zurückerinnere, werden mir Momente wie dieser einfallen", beginnt man, diese 3 Minuten zu genießen, man nimmt Details wahr, wird von einer Art Gefühl erfasst, dass ich nicht in Worte fassen kann**.
Aber es geht ja nicht nur um Alltäglichkeiten, sondern durchaus auch um besondere Erlebnisse. Ich verspüre den Drang, Situationen zu erleben, die ich vorher noch nie erfahren habe. Aus diesem Drang heraus habe ich am letzten Wochenende eine Konfirmationfahrt begleitet***
und diesen Samstag in Bremen verbracht. Dort haben sich 2 Kumpels und ich mit einer anderen Rotary-Austauschschülerin getroffen und einen schönen Abend verbracht. 
Würde ich nicht wissen, dass ich in einem halben Jahr vielleicht nichtmehr die Möglichkeiten zu ähnlichen Exkursionen habe, würde ich den Abend hier entweder garnicht erwähnen oder als normal abtun.
Was ich also sagen will: Wenn man weiß, dass die Uhr tickt und der Countdown abläuft, lernt man, wahr zu nehmen, was um einen herum geschieht. Man stellt die momentanen Bedrüfnisse in den Hintergrund und nimmt sich selbst zurück. Man merkt, worauf es einem 
ankommt und beginnt, sich um die Dinge zu kümmern, die einen interessieren(Dazu mehr unten auf der Seite).
Schade, dass man erst merkt, was einem wichtig ist, wenn man merkt, dass man in Begriff ist, es zu verlieren, aber so ist der Mensch wohl. Ich auch.
Und ebenfalls schade, dass es nur so wenige Momente gibt, in denen man den "Countdown" spürt. Würden wir öfter daran erinnert, wieviel Zeit uns noch bleibt, bliebe uns eine Menge Panik erspart, wenn wir das vorläufige Ende zu ahnen beginnen.

* Das Erleben beschränkt sich keinesfalls nur auf das jugendliche Verständnis von Erleben, sondern auch Dinge wie Natur, Familie oder Ruhe.
** Ich bin unfähig, ein deutsches Wort für diese Mischung aus Ruhe, Nostalgie, Freude, Melancholie und Zufriedenheit zu finden, zumal auchnoch ein gewisser Grad der jeweils gegenteiligen Empfindungen hinzu kommt. Weiß wer ein Wort? Schreibt doch einfach einen Kommentar!
*** Zuerst hatte ich vor, speziell zu dieser Fahrt einen Beitrag zu schreiben. Doch irgendwie bin dich dabei nicht so richtig voran gekommen, auch wenn es eigentlich viel zu berichten gab. Schließlich habe ich aufgegeben. Auch weil aus irgendeinem Grund der Entwurf gelöscht wurde.

Samstag, 5. Januar 2008

Frohes neues

Die Zeit der vielen "letzten Male" geht langsam zu Ende, ein letztes mal Weihnachten mit der Familie, ein letztes mal Tannenbaumschlagen, ein letztes mal Winterurlaub auf Sylt, ein letztes mal Fackellauf, ein letztes mal Silvester mit Freunden. Und was für eins!
Aber es gab zwischen all diesen letzten Malen auch ein erstes Mal: Ich bin vor wenigen Minuten mit ein paar Freunden aus Lingen wiedergekommen, wo wir uns mit anderen Austauschschülern getroffen haben, um zu feiern. Was genau wir gefeiert haben, wusste keiner, aber gefeiert haben wir. *
Es wieder einmal ein außergewöhnliches Erlebnis, sich unter Leuten, deren Namen man größtenteils nicht kennt, so wohl zu fühlen.
Ich finde es ist wieder einmal Zeit, ein Loblied auf die Rotary-Austäuschler an zustimmen:
Es gab keinen Streit, kein "Rumgezicke", kein Mobbing oder ähnliches, es wurden keine Möbel mutwillig beschädigt und trotzdem, ja, obwohl es absolut keine "Action" gab, war die Stimmung absolut gut.
Vielleicht erzähle ich einfach ein paar Anekdoten:
Als wir aus dem Zug steigen, kommen uns ** bereits ein paar andere entgegen und bringen uns ins Bootshaus (dort haben wir gefeiert+geschlafen). Wir haben diese anderen einmal getroffen, trotzdem ist die Stimmung total ausgelassen und locker.
Als wir dann um ca. 1 Uhr nachts Hunger bekommen und in die Stadt gehen, hat Kochlöffel leider schon geschlossen. Wir sehen aber, dass noch eine Reinigungskraft und ein paar Speisereste im Laden sind. Also klopft Frithjof. Und tatsächlich, nach mehreren Minuten Diskussion erwerben wir einen Burger und ein paar Chickenwings, Chickennuggets und ähnliches. Wow.
So gegen 2 Uhr, inzwischen haben wir auch noch einige Döner aufgetrieben, sagt irgendwer etwas von Aufräumen. Sofort stehen alle auf, räumen Flaschen in Kisten und schaffen Ordnung. So was hat noch nie geklappt!!!
Ähnlich lief es auch am morgen: Beim Aufräumen haben alle mitgeholfen und sich um andere gekümmert, geholfen irgendetwas zu suche und ähnliches. Kurzum: Es hat wirklich alles perfekt geklappt.
Und auch wenn sie es nie lesen werden: Noch einmal vielen Dank an Hannas Eltern und vor allem an Hanna, die so viel für das treffen gemacht hat. Es hat alles wunderbar geklappt und ich glaube alle sind sehr dankbar.
Frohes neues Jahr!
*Vielleicht uns selbst, vielleicht Silvester, vielleicht ,dass wir in den Austausch fahren, oder die 5 "D"s ( No Drinking, No Driving, No Drugs, No Dating, no Do-it-yourself-travelling).
**Jonas, Thekla, Eva, Frithjof und mir