Sonntag, 31. August 2008

Ein Wochenende

Boa tarde,

ich hoffe dieser Eintrag wird wieder einmal etwas kürzer, ich will euch nur einen Einblick in mein alltägliches Wochenendsleben geben:
Am Freitag sind 5 von uns 7 Austauschschülern auf eine Geburtstagsparty gegangen. Ich kannte das Geburtstagskind nicht, aber sie ist eine Freundin von einem Mädchen aus meiner Klasse, so dass ich irgendwie eingeladen wurde.
Die Party war in Joao Paulo, einem so genannten Condominium, also einer gated community. Es war das erste mal, dass ich in so einer Anlage war und mehr als nur ein Haus gesehen habe.
Es ist wirklich umwerfend, wie groß die Häuser dort sind, und sie sind mit wirklich jedem Luxus ausgestattet. Ich glaube, ich habe in Deutschland noch nie ein so riesiges Haus gesehen, wie sie hier in Reihe standen: 3 teure Autos vor davor und eine riesige Tür als Eingang, natürlich sehr große, hoho Räume, eine Bar im Wohnzimmer, ein extra Fernsehzimmer, Beamer in der Veranda, und der Pool ist hier wohl obligatorisch.
In solch einer Umgebung habe ich also meinen Freitagabend (21.00 Uhr bis 3.00Uhr) verbracht. Mal wieder habe ich einige Leute kennengelernt und mich gut amüsiert.
Am Samstag waren wir auf dem 50. Geburtstag eines Bekannten. Die Fete stieg in einem angemieteten Saal, der komplett in weiß-rötlich gehalten war und sehr elegant dekoriert war. Das Essen war sehr gut (es gab unter anderem Sushi als Vorspeise), und auch die Stimmung stimmte, bloß das natürlich ich nicht all zu viel zu tun hatte. Ich kann mich eben noch nicht auf Portugiesisch unterhalten.
Erst im weiteren Verlauf habe ich dann noch ein paar Jugendliche kennengelernt und es wurde unterhaltsamer.
Nachdem wir dann heute bis circa 12.00Uhr geschlafen haben, sind wir raus auf die Farm von Freunden gefahren. Dort gab es dann Churasco (verschiedene Sorten gegrilltes Fleisch) zum Mittagessen, natürlich sehr lecker!
Danach sind wir dann durch den Garten spaziert, der einem Feld mit verschiedenen, exotischen Pflanzen gleichkam. Ich habe verschiedene Früchte probiert und leider die meißten Namen wieder vergessen. Dort wuchsen aber unter anderem Granatäpflel, Lemonen, Mango, Manga, Jaca und bestimmt noch 5 andere Sorten Tropischer Früchte.
Nun werde ich den Rest des Tages wohl zu Hause verbringen und mich auf das nächste Wochenende freuen.
Viele Grüße aus dem Land Gottes, Robert

Montag, 25. August 2008

Rotarymeeting 22-24 August

Hey ihr da drüben,
es wird Zeit sich mal wieder zu melden und aus meinem wundervollen Leben hier zu berichten!
Heute ist ein sehr fauler Tag, bis jetzt bin ich zur Schule gegangen und habe ansonsten nichts getan. Und das will ich zumindest heute auch nicht ändern, ich bin nämlcih trotz 10 Stunden Schlaf total müde. Und das liegt an meinem letzten Wochenende:
Am Freitag hatte ich schulfrei, da ich um 11.00Uhr mit ca. 20 anderen Austauschschülern zu einem Hotel aufgebrochen bin, um über mein Austauschjahr informiert zu werden. Dass das ein riesen Spaß sei, wurde mir schon von anderen gesagt, aber trotzdem hatte ich nie erwartet, dass es so toll werden würde!
Nun, es fing schon bei dem Bus an: Ich habe noch nie einen besseren Bus gesehen, mit Klimaanlage, topmodernen Fernsehern und vor allem: Bequemen Stülen. Das mag komisch klingen, aber es ist für mich das erstemal gewesen, dass man sich nach 4 Stunden nicht nur freut, auf zu stehen. Naja, nach erwähnten 4 Stunden unterhaltsamer Fahrt sind wir dann im Hotel angekommen. Auf der Homepage sieht es aus wie ein Paradies, ich empfand es aber eher wie die Kulisse eines Teenie-Horror Films nach dem Klischee "Gruppe Jugendlicher findet altes, verlassenes Hotel, macht eine Party und übertreibt und schläft dann - Doch sie ahnten ja nicht..." : Alles wirkte wie heruntergekommener Luxus, die breiten Straßen waren aufgebrochen und die hohen Palmen trocken. Aber es kommt ja nicht auf die äußeren Werte an!
Der restliche Freitag war nur zum ankommen und kennenlernen vorgesehen, und das ist auch alles, was wir getan haben: Nach dem Abendessen, das meinem Eindruck von dem gesamten Hotel entsprach, gab es um 21.00 Uhr eine Vorstellungsveranstaltung. Es entstanden die ersten Freundschaftsgruppen und einige blieben bis 3Uhr wach.
Am nächsten Tag mussten wir allerdings um 7 Uhr aufstehen, um dann nach einem Frühstück unser erstes "Meeting" abzuhalten: Ein Stuhlkreis zum Thema Austausch, wir haben über unsere Wünsche, Probleme und Erfahrungen gesprochen, und danach wurden wir noch ein wenig über die Verbote (Keine Drogen, kein Autofahren, der Rest der "D"s wird bis zu einem gewissen grad toleriert) aufgeklärt. Ich halte diese Sicht der Dinge für sinnvoll, wenn alle Brasilianer Alkohol trinken, sollte es auch mir in gewissen Maßen erlaubt sein (Zitat:"Solange der Alkohol nicht zum Inhalt des Austausches wird").
Nach dem Mittagessen mit der dazugehörigen Pause gab es dann "Meeting - Part two" es ging um die Rotary Brasilien Reise! Zuerst wurden wir über die Reisedaten informiert: 29 Tage, vom 9. November an! Danach wurden uns Clips von dem Trip vorgeführt, einen davon habe ich auf Youtube.com wiedergefunden: Der Clip von 2005 .
Guckt euch das Video an und erblasst vor Neid. Allerdings muss ich meine Eltern (also meine Deutschen Eltern) noch um Erlaubnis fragen. Wird aber schon. Hoffe ich :D
Nach diesen wirklich neugierig machenden Treffen war der offizielle Teil des Meetings abgeschlossen. Die restliche Zeit verbrachten wir mit baden gehen, Trampolin springen, Fussball spielen etc. Und es war so eine schöne restliche Zeit! Ich habe richtig viele total nette Menschen aus 9 Ländern kennen gelernt, wir haben viel gelacht und viel über uns erfahren. Wenn der Trip auch nur halb so gut wird wie dieses allereste Meeting, dann wird es ein Traum. Und der Trip wird wahrscheinlich ja sogar noch viel besser: Wenn wir zu der Reise antreten, kennen wir uns noch viel besser, wir haben mehr Zeit zusammen und sehen noch viel interessantere Orte.
Naja, nach diesem schönen Nachmittag ging es ja noch weiter: Am Abend war Festa de Junini angesagt, das ist eine Art Country-Fest, alle tragen karierte Hemden und Hüte und aufgemalte Bärte und tanzen und essen besonderes Essen und trinken eine Art Glühwein (1. D!). Die Stimmung war einfach nut toll, wir haben 2 oder 3 Stunden getanzt und dann, als um 24.00 die Musik aufhörte, haben sich alle in kleineren Gruppen irgendwo auf dem Gelände hingesetzt und sind noch lange wachgeblieben.
So war ich zum Beispiel mit einer Mexikanerin (mit der ich mich sehr gut verstehe, wir hatte schon den ganzen Tag zusammen verbracht), einer Kanadierin (sie ist auch sehr nett, allerdings ist ihr Englisch zu gut und schnell) und einem anderen Deutschen bis 3.oo Uhr in bequeme Decken gehüllt auf dem Trampolin. Wir haben über so ziemlich alles geredet ("Napping in front of germans", "Little, fluffy things","Being smart AND lazy"...und sogar sinnvolle Themen) und ich habe einige neue Worte gelernt. Es war wirklich ein schöner Abend und wir hatten so viel zu lachen!
Der Nächste morgen war dann ebenfalls zur freien Verfügung, wir sind wieder schwimmen gegangen und haben Businesscards (das deutsche Wort ist mir entfallen...) und Pins ausgetauscht und sind dann um 14.oo Uhr totmüde in den Buss gestiegen. Ja, das war mein Wochenende, und wie gesagt, es war einfach fantastisch, wunderschön, interessant, lustig. Toll. Und es hat Lust auf mehr (Mehr Brasilien, mehr Rotary, mehr Inbound-meetings) gemacht.

Montag, 18. August 2008

Brasilianische Freundlichkeit

So, bevor ich anfange, über die Leute hier zu berichten, erstmal etwas an alle meine Freunde in Deutschland: Ich mag euch alle. In diesem Text könnte ich euch vielleicht schlecht darstellen, aber damit beziehe ich mich auf die Zeit, bevor wir uns kannten. Ehrlich, ist keinesfalls böse gemeint :-)

Also. Ich bin jetzt ja schon auf den Tag 4 Wochen in Brasilien. Natürlich habe ich die Zeit nicht bloß an meine tollen Freunde in Deutschland gedacht, sondern auch einige Brasilianer kennengelernt.

Sollte ich das ganze Thema in einem Wort beschreiben, würde ich wohl ohne lange nach zu denken sagen:"Anders."
Zuerst einmal: Der physische Abstand bei Gesprächen ist hier viel kleiner, die Gesichter sind hier etwa 20cm entfernt, wenn man das zum ersten Mal erlebt, ist das etwas komisch. Und auch jetzt baue ich diese Nähe nicht von selbst auf, sondern "halte sie aus". Ich bin es eben noch nicht gewohnt.

Auch die Gestik ist viel aktiver, das Gesagte wird durch ausladendere Bewegungen verdeutlicht als ich sie aus Deutschland kenne. Die Gestik schließt aber auch- und das ist für mich der größte Unterschied- eine große Menge Körperkontakt mit ein.
Dazu eine kleine Geschichte: am 9. Tag meines Aufenthalts bin ich mit meinem Gastbruder, einer Deutschen, ihrer Schwester, ihrem "Freund" (dazu später mehr) und zwei weiteren Brasilianern, ein Junge und ein Mädchen, in eine ausgegangen.
Als wir dann um 24.00Uhr in der Schlange der Disko standen, sah ich zufällig, wie die beiden anderen Brasilianer sich unterhielten und der Junge zu Verdeutlichungzwecken die Hand des Mädchens nahm um irgendwas zu erklären. Naja, bloß losgelassen hat er sie dann eine ganze Weile nicht, nachdem er fertig verdeutlicht hatte. Da die beiden sich schon den ganzen Abend unterhielten, dachte ich mir, dass sich da wohl noch etwas entwickeln würde und teilte auch genau das der anderen Deutschen mit. Es hat sich bloß nie etwas entwickelt, und das war auch nicht weiter verwunderlich.

Ich hatte einfach alles vollkommen falsch interpretiert, was in Deutschland ganz klar eine Anmache ist (Händehaltend unterhalten, Streicheln etc., aber eben auch Hand auf den Hintern bei der Begrüßung), ist ganz einfach ganz normale Umgangsform.
Mit dem Gesprächsinhalt verhält es sich ähnlich. Es gibt soweit ich das sehe kaum Sachen, über die man nicht bei einer ersten Begegnung reden kann.

So habe ich zum Beispiel am Freitag mit einem Klassenkameraden ein wirklich langes Gespräch über Fernbeziehungen etc geführt (seine Freundin lebt in Sao Paulo, 7 Stunden entfernt. Am Wochenende kommt sie aber wegen ihrer Familie oft hierher. Freilich ist das nichteinmal der Anfang der Details, die ich natürlich nicht weitererzähle...).
Hier scheint jeder alles über jeden wissen zu dürfen, es ist keinesfalls peinlich oder zu intim zu fragen oder ehrlich und ausführlich zu antworten. Ich finde das sehr angenehm, wenn man ein Problem hat, kann man sich wohl ziemlich jedem anvertrauen, und das würde ich von Deutschland nicht sagen. Oder würde irgendjemand, wenn er zufällig jemanden kennenlernt, sofort offen über Beziehungsprobleme sprechen? Warum eigentlich nicht?

Genau das gleiche erlebte ich auch am Samstag auf einer Abschiedsparty, auf der ich vor allem mit der Freundin des Gastgebers geredet habe: Sie hat 4 Jahre lang einen anderen gedatet und erst vor kurzen ihren jetzigen Freund, der für 1 Jahr in die USA geht, kennengelernt.
Diese 4 Jahre sind ihr sehr wichtig und sie muss sehr oft darüber nachdenken. Und wiedereinmal verrate ich lange nicht alles, gehört sich in Deutschland ja nicht ;-)

Aber ich habe gerade "gedatet" geschrieben.

Ich habe mich noch absolut gar nicht daran gewöhnt, wie das hier mit Beziehungen läuft:
Entweder, man küsst sich nur mal so auf einer Party, das ist dann garnichts. Oder, man küsst immerwieder den/die selbe auf Partys, dann "dated" man sich. Aber dass kann eben auch 4 Jahre so gehen.
Erst, wenn man den anderen fragt, ob man mit ihm "stayen" möchte (ich habe die Brasilianischen Ausdrücke leider vergessen, und im deutschen kann ich diesen unterschied nicht machen) und man ja sagt, ist man wirklich zusammen. Also:
1) Man fragt sich, so richtig klassisch, ob man zusammensein möchte.
2) Das Wort "Liebe" wird nicht so inflationär benutzt, wie es in Deutschland manchmal der Fall ist. Liebe hat hier noch eine große Bedeutung.
Finde ich an sich ganz gut. Bloß kommen dadurch auch einige Probleme zustande, die vor allem bei dem Übergang von "Daten" zu "Stayen" auftreten. Deswegen bevorzuge ich in diesem Fall das deutsche System.

Aber bis jetzt ist die Message "eher so im Subtext mitgeschwommen."
Keine Angst, jetzt kommt sie noch einmal so ganz klar, wortwörtlich und aggressiv:

Die Brasilianer sind viel offener als die Deutschen. Stellt euch einen richtig offenen Deutschen vor. Euch fällt bestimmt einer ein. Jetzt füllt ein Land mit 188 Millionen davon, in jedem erdenklichen Alter, Hautfarbe, Reichtum, Aussehen etc.
Hier fangen die Portiere von Hochhäusern Gespräche mit einem an, wenn man auf jemanden wartet.
Hier kennt man als Jugendlicher die Kellner in der Shoppingmall beim Vornamen und begrüßt sich mit Handschlag.
Hier erzählt eine Lehrerin in der Schule herum, dass ich das Brasilianische Bier nicht mochte, als ich bei ihrem Sohn auf einer Cervejanada (ungefähr Bierfest) war.
Oder die Lehrer holen begeistert die Schulleiterin in die Klasse, wenn jemand wirklich wegdöst. Und zwar damit die ein Foto für die Schulhomepage machen kann.

Ich hoffe ich konnte euch verblüffen und vielleicht sogar zeigen, was ich hier erlebe. Die Erlebnisse mögen nicht so extrem klingen, aber schon der Satz: "Das Essen in Brasilien ist anders" erfasst zwar die Tatsache, klingt aber langweilig. Man kann sich garnicht denken, was für einen Unterschied allein das macht!

Robert

Freitag, 1. August 2008

Schule

Liebe Zurückgebliebene,

während ihr noch im Urlaub seid oder in Oldenburg eure Ferien genießt (wo es im Moment wärmer ist als hier), hat für mich der Ernst des Lebens schon begonnen:
Seit einer Woche besuche ich nun schon das "Colegio Atomo", meine kleine brasilianische Schule. Klein deshalb, weil sie einzügig ist. Die Klassenräume sind etwas größer, dafür aber auch die Klassenstärken.
Nun, ich habe in meinen 12 Tagen Brasilien hunderte kleine und große Unterschiede festgestellt, und ich bin mir sicher: die Schule ist einer der größten!
Sie beginnt schon um 7.20 Uhr und dauert nur bis 12.30 Uhr. In diesem Zeitraum ist Platz für 6 Unterrichtsstunden á 50 Minuten und eine Pause, Intervalo genannt, von 20 Minuten.
Aber das ist noch nicht der größte Unterschied. Ich schreibe einfach einmal meinen Stundenplan auf:
Feira (Montag):2x Fisica (Physik) bei Jair, 2x Literatura, 2x Matemática bei Enio

Feira (Dienstag):2x Gramática, 2x Biologia bei Bell, 2x Matemática bei Júlio

Feira (Mittwoch): 2x Química (Chemi) bei Marchetti, 2x Biologia bei Dalva, Geografia, Biologia bei Bell

Feira (Donnerstag):Geografia, Química bei Xico, 2x Inglês, Química bei Marchetti, Química bei Xico

Feira (Freitag): 2x Fisica bei Alfredo, 2x Historia,2x Redacao

So, wer findet die Unterschiede zu Deutschland? 
Erstmal sieht man, dass es viel häufiger Blockunterricht gibt. Soweit so gut. Aber wenn man sich dann die Namen der Lehrer hinter den Fächernamen anguckt, sieht man: Wir haben 2 Physiklehrer, 2 Mathelehrer, 2 Biolehrer und 2 Chemielehrer.
Und, was aus dem Plan noch nichteinmal hervorgeht: Wir haben 3 PortugiesischLehrer! Literatura, Gramatica und Redacao sind nämlich eigentlich zusammen das, was in Deutschland "Deutsch" heißt.
Die Frage ist, was soll das ganze?
Die Lehrerwechsel führen doch eigentlich nur zu Verwirrung, da die Lehrer nicht wissen, was die Schüler wissen und vielleicht zu viel vorraussetzten! Und - Wenn jeder Lehrer maximal 3 Stunden mit der Klasse verbringt, wie kann er sie dann einschätzen und mündliche Noten verteilen?
Nun, es ist so: Die Lehrer unterrichten völlig verschiedene Dinge. Zum Beispiel geht es bei Enio in Chemie um Reaktionsabläufe und wie viel Energie dafür aufgewendet wird. Bei Marchetti geht es um "Nomenclatura", also um die Namensgebung. In seinen Stunden lernen wir nur, Methanolketten richtig zu benennen, während diese bei Enio keine Erwähnung finden. Genau so ist es in allen Fächern.
Zum zweiten Punkt, wie die Lehrer die Schüler bei diesem System in ihrer Leistung einschätzen sollen, ist die Antwort ebenfalls einfach: GARNICHT! Es gibt keine mündlichen Noten, keine Lehrer die unaufmerksame Schüler drannehmen oder ähnliches. Das einzige, was zählt, ist, wieviele Punkte man in den Tests schreibt.
Das führt zu zwei Dingen:
1) Unterricht besteht aus Frontalbeschallung und Von-der-Tafel-Abschreiben und verzichtet fast völlig auf die Mitarbeit der Schüler und
2) Es ist dem Lehrer vollkommen egal, was ein Schüler macht, solange er nicht den Unterricht stört. Und schlafen stört den Unterricht nicht. SMS schreiben nicht, MP³player hören nicht...Es ist nichts ungewöhnliches wenn 3 Schüler die Stunde durchschlafen. Am Ende werden sie eventuell sogar noch freundlich von dem Lehrer geweckt und in ein Gespräch über irgendetwas verwickelt. Den Lehrer stört es kein Stück weit, ob die Schüler sich für den Unterricht interessieren. 
Und ein weiterer Unterschied zu den deutschen Schulen liegt ganz klar in der Gewichtung der einzelnen Fächer. Ich habe mir in der gestrigen Chemiestunde die Zeit genommen, die Fächer zu zählen, und komme zu folgendem Ergebnis:
Den Naturwissenschaften werden in Brasilien 18 Stunden eingeräumt, während es in Deutschland gerade einmal 9 Stunden sind. Die Sprachen kommen mit 6 Stunden Portugiesisch und 2 Stunden Englisch ziemlich kurz, während in Deutschland auf meinem Stundenplan 14 Fächer sprachlicher Natur sind. Auch die Geisteswissenschaften haben es nicht all zu gut: 2 Stunden Geschichte und 2 Erdkunde stehen hier 8 Stunden in Deutschland gegenüber.
Das führt dazu, dass die Schüler der Secunda in Brasilien in Chemie wesentlich weiter sind als die Deutschen in Klasse 10. Genau umgekehrt verhält es sich aber in z.B. Englisch.
Hier brachte uns die Lehrerin diese Woche bei, das Adverben im Englischen auf "ly" enden. Als eines der Beispiele diente: "The service is unfriendly and slow."
Auf meinen Widerspruch ist die Lehrerin nicht eingegangen.
Der Englischunterricht ähnelt hier auch sehr dem Lateinunterricht in Deutschland. Nur das wenigestens der Lehrer im Unterricht Englisch spricht. Genau das führt auch dazu, dass sehr viele Menschen Nachmittags extra Unterricht nehmen. Das gilt hier als Selbstverständlichkeit.

Até logo, Robert